Basel, 09.12.2011, akte/ Zurzeit wird in Durban, der drittgrössten Stadt Südafrikas, über die gemeinsamen Schritte der internationalen Gemeischaft gegen die Klimaerwärmung diskutiert. Eine Gelegenheit, sich mit der geschichtenreichen "Regenbogennation" zu beschäftigen – zum Beispiel über die Geschichten bekannterer und weniger bekannter südafrikanischer Autorinnen und Autoren, die Manfred Loimeier für den Unionsverlag zu einer literarischen Reise durch Südafrika gebündelt hat. 

Die Reise beginnt in Kapstadt, führt Richtung Norden in die kleine Karoo, eine Halbwüste, nach Süden in die Kaplandschaft und nach Osten, entlang der Garden Route am Indischen Ozean, nach Hermanus und bis hin zum Kruger Nationalpark. Unterwegs entdecken die LeserInnen prekäre Unterkünfte rund um Kapstadt, erfahren etwas über die bewegte Geschichte des Kaps, fühlen mit, was die Zerstörung von Sophiatown für die Bewohner bedeutete, wie sich die Wut über die Ungerechtigkeit der Apartheid schon in der Kindheit staute oder wie sie später das Arbeitsleben belastete. Es berichtet über das gesellschaftliche Aufbegehren und die Zeit danach. Schweres und Witziges, Legenden, Erzählungen und Essays wechseln sich ab. 

Es ist zugleich eine Reise durch das Schaffen der vielfältigen Literaturszene Südafrikas: Alan Paton, einer der Gründerväter der englischsprachigen südafrikansichen Literatur, gibt sich ebenso die Ehre wie Breyten Breytenbach, der Maler, Erzähler und Poet aus der niederländisch-kapholländischen Kulturtradition, der wegen seines Anti-Apartheid-Einsatzes jahrelang inhaftiert war. Apartheidkritisch sind alle hier versammelten AutorInnen – typischerweise sind aber nicht alle in Europa gleich bekannt. Während die Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer, oder André Brink und Breytenbach in Europa bestens bekannt sind, fanden die Werke von ebenso massgeblichen Schriftstellern wie James Matthews, Willliame Bloke Modisane oder Can Themba hier bislang weniger Verbreitung – was ein bezeichnendes Licht auf hiesige Wahrnehmungsmuster werfe, wie Loimeiner in seinem Nachwort vermerkt.

Südafrika fürs Handgepäck ist eine lohnende Lektüre für alle Südafrikareisenden, die für mehr als nur Strand und die Big Five anreisen. Es lässt das Land und dessen Geschichte aus vielfältigen Perspektiven in Kurzgeschichten höchst lebendig werden, mit allen düsteren und heiteren Aspekten, seiner Erblast und seinen Schönheiten.

Manfred Loimeier (Hrsg.): Südafrika fürs Handgepäck. Aus der Reihe "Bücher fürs Handgepäck". Übersetzung: Thomas Brückner, Gisela Albrecht. Unionsverlag, Zürich 2011, 187 Seiten, CHF 19.90, EUR 12.90, 978-3293-20549-9