„Die Mehrheit der südafrikanischen Bevölkerung ist nie wirklich mit dem Tourismussektor in Kontakt gekommen“, stellte die südafrikanische Regierung 1996 in ihrem Tourismuskonzept fest. Auch sechs Jahre später lautet ihre Einschätzung ähnlich: Der Tourismus baue zwar darauf auf, den Lebensraum anderer Menschen in „Zeithäppchen“ zu vermieten. Doch die betroffene Bevölkerung profitiere viel zu wenig von den Einnahmen, die in ihrem Lebensraum erwirtschaftet werden. Der Ausschluss der Bevölkerungsmehrheit vom Tourismus habe zur Armut und Kriminalität im Land beigetragen.
Dies soll sich ändern. Am 13. Mai 2002 hat der Umwelt- und Tourismusminister Mohammed Valli Moosa die Leitlinien für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung in Südafrika präsentiert, die vom „Department of Environmental Affairs and Tourism“ (DEAT) erarbeitet worden sind. Die Leitlinien unterscheiden zwischen der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Verantwortung, die Unternehmen und Organisationen übernehmen sollen. Die Regierung erwartet von allen, die im Tourismussektor tätig sind, dass sie ihr eigenes Aktionsprogramm entwickeln und dort aktiv werden, wo sie das Angebot, die Situation in der Region oder die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung wesentlich verbessern können. Verantwortungsvoll zu handeln bedeute, mehr als bloss das Minimum zu tun.
Zum Beispiel in Sachen sozialer Verantwortung: Die Regierung will erreichen, dass die lokale Bevölkerung in die Planung, die Entscheidungsfindung und die Entwicklung des Tourismus miteinbezogen wird und als Angestellte, Unternehmerinnen, aber auch als Touristen am Wirtschaftszweig teilhaben kann. Dazu sei es wichtig, dass sich die Tourismusindustrie künftig nicht mehr bloss auf die Bedürfnisse einer Minderheit ausrichte, sondern die Interessen der bislang benachteiligten Bevölkerungsgruppen einbeziehe. Die Kultur dieser Menschen sei als wertvoll anzuerkennen und vor Ausbeutung zu schützen. Die Tourismuswirtschaft ist aufgerufen, gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung innovative Produkte zu entwickeln und so die Angebotspalette zu erweitern. Damit kämen nicht nur die einheimischen, finanzschwächeren Feriengäste eher auf ihre Kosten. Auch die Arbeitsuchenden aus der früher benachteiligten Bevölkerungsmehrheit erhielten die Chance, ihre spezifischen Fertigkeiten in die bestehende Tourismuswirtschaft einzubringen – sei es als Angestellte, sei es als Anbieter von Dienstleistungen und Produkten. Dazu brauche es Aus- und Weiterbildungsangebote für Jungunternehmen, aber auch einen Zugang zum Markt. Aus diesem Grund ruft die Regierung die Tourismusunternehmen in ihren Leitlinien auch die Reiseveranstalter in den Entsendeländern auf, innovative und sozial verantwortliche Angebote beim Einkauf zu berücksichtigen und in ihre Reiserouten aufnehmen. /frei

Quellen: South Africa’s Responsible Tourism Guidelines, www.environment.gov.za; www.theinternationalcentreforresponsibletourism.org