Südkorea: Streik in Luxushotels Hilton und Marriott’s Renaissance
Basel, 19.10.06, akte/ Mit einem eintägigen Warnstreik und einer eindrück-lichen Kundgebung protestierte die Belegschaft des Seoul Millennium Hilton Hotels am 23. September 2006 gegen die Verschlechterung ihres Gesamtar-beitsvertrages. Und sie plant angesichts schleppender Verhandlungen weitere Protestaktionen. Derweil mahnt ein Streikposten vor dem Marriott’s Renais-sance Seoul Hotel seit Beginn dieses Jahres täglich an die illegale Entlassung von Reinigungspersonal, das per Beschluss des Arbeitsministeriums vom Mai 2004 wieder hätte eingestellt werden sollen.
Hintergrund beider Arbeitskämpfe sind die Trends zur Flexibilisierung der Arbeit in der Hotellerie: Die Gewerkschaft des Millennium Seoul Hilton, Mitglied des koreanischen Bundes der Dienstleistungsgewerkschaften (KFSU), hatte 1999 einen Gesamtarbeitsvertrag aushandeln können. Dieser hält fest, dass Arbeitskräfte auf Abruf nicht auf Kosten von festangestellten Beschäftigten angeheuert und GelegenheitsarbeiterInnen nach zwei Jahren Beschäftigung fest angestellt werden müssen. Auf Druck des Millennium Hilton Managements sollen diese Bestimmungen nun aus dem Gesamtarbeitsvertrag gestrichen werden.
Der Arbeitskampf im Marriott’s Renaissance hingegen geht auf 2001 zurück, als das Hotelmanagement über 100 Reinigungskräfte entliess bzw. ihnen anbot, in der ausgelagerten Reinigungsfirma „Renaissance Service Team“ weiter zu arbeiten – allerdings für 60 Prozent weniger Lohn für dieselbe Arbeit! Die Gewerkschaft des Renaissance-Hotels, ebenfalls Mitglied des KFSU, erhob Klage gegen das Hotelmanagement. Dieses leistete allerdings der Auffor-derung des Arbeitsministeriums vom Mai 2004, die illegal Entlassenen wieder einzustellen und ihnen die entgangene Lohndifferenz zu bezahlen, keine Folge. Die Hotelleitung stellte auf Ende 2005 einfach die Zusammenarbeit mit der ausgelagerten Reinigungsfirma „Renaissance Service Team“ ein und heuerte zwei neue Firmen fürs Housekeeping an. 15 entlassene Angestellte – 13 Frauen und 2 Männer – ziehen jetzt die Klage gegen das Hotel und ihre Mahnwachen weiter. Können sie ihren Rechten Achtung verschaffen, ist dies ein klares Zeichen gegen die weitere Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse in internationalen Hotelketten.
Entscheidend ist der Arbeitskampf – so betonen die koreanischen Gewerk-schaften – auch für die gesamte Arbeitslage im Land, plant doch die Regierung weitere gesetzliche Erleichterungen für Gelegenheitsarbeit, obwohl bereits über 60 Prozent der Arbeitskräfte in Südkorea zu befristeten „irregulären“ Bedingungen beschäftigt werden. Sie rufen deshalb gemeinsam mit dem für Hotelangestellte zuständigen internationalen Gewerkschaftssekretariat IUF in Genf dazu auf, die Hotelangestellten in Seoul mit Protestbriefen an Hotelmanagement und Behörden zu unterstützen.
Quellen: www.travelwirenews.com 10.12.06; www.iuf.org 6.10./ 3.10.06; www.asianfoodworker.net