Sumaya Farhat-Naser: Disteln im Weinberg
Leseperle von Regula Renschler, Entwicklungsexpertin und Gründerin des arbeitskreises tourismus & entwicklung
Auch in Palästina leben Menschen, die ihrer Arbeit nachgehen, ihre Kinder zur Schule schicken, Einkaufen, Feste feiern, einander besuchen. Aber in Palästina ist alles ein wenig anders, das Leben der Menschen ist bestimmt von der Willkür der Besatzungsmacht Israel. Längst ist das Leben der Palästinenser zum täglichen Ueberlebenskampf geworden. Die Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser hat während zehn Monaten ein Tagebuch geführt, in dem sie ihren schwierigen Alltag in der Westbank beschreibt, ihre Friedensarbeit in den Schulen und mit Frauengruppen, den Wiederaufbau ihres Weinbergs, die Schicksale ihrer Familienangehörigen, die Auseinandersetzungen an den Checkpoints, den Kampf auf den Strassen und in den Medien. Ein beeindruckendes und glaubwürdiges Bild des Lebens in Palästina ist entstanden. Die Autorin beschreibt ohne Hass, ohne einseitige Schuldzuschreibung.
Mein Kollege Martin Heule und ich haben die Autorin in dieser Arbeit begleitet und sind beeindruckt von ihrem hartnäckigen Glauben an die Kraft der Vernunft und der Einsicht.
Das Buch wird ergänzt durch Karten, eine Chronologie der Ereignisse und einen brillanten Essay des Basler Oekonomen Ernest Goldberger, der seit 1991 in Israel lebt. Unter dem Titel „Israels Verantwortung“ untersucht er, wie die Politik der israelischen Regierungen in die heutige Sackgasse geführt hat.
Sumaya Farhat-Naser: Disteln im Weinberg. Tagebuch aus Palästina. 312 S., Lenos-Verlag, Basel 2007, SFr. 36.-, Euro 19.90, ISBN 978-3857873867