Swiss und Schweiz Tourismus verkündigen: «Schweiz Tourismus wird ab 2023 zur Reduktion der CO2-Emissionen der Geschäftsreisen ihrer Mitarbeitenden zur Hälfte nachhaltigen Treibstoff, sogenanntes Sustainable Aviation Fuel (SAF), erwerben und die verbleibenden CO2-Emissionen über Investitionen in hochwertige Klimaschutzprojekte der Schweizer Stiftung myclimate ausgleichen».  

Da kann man doch nichts dagegen haben – oder? Doch. Das klingt irgendwie nach einer billigen, wenn auch finanziell teuren Lösung. Denn am klimafreundlichsten sind die Flüge, die man nicht macht. Daher haben wir bei der Medienstelle von Schweiz Tourismus nachgefragt: Vermeidet ihr auch Flüge? 

Markus Berger, der Mediensprecher hat umgehend geantwortet: Schweiz Tourismus sei mit 35 Büros in 23 «Märkten» präsent. Daher müsse die Organisation «ein gewisses Mass an internationalen Reisen unserer Mitarbeitenden in Kauf nehmen. Dabei haben wir aber den Grundsatz, dass wir Flugreisen primär vermeiden, deren Anzahl reduzieren und deren CO2-Ausstoss kompensieren, bzw. durch SAF neutralisieren. (…) Zur Zielerreichung haben wir beispielsweise diverse Weiterbildungs- und Reportingmassnahmen vom persönlichen auf den virtuellen Austausch verlegt. Partnerkontakte/-veranstaltungen wurden in der Zahl reduziert und nach Möglichkeit zusammengelegt, um die Zahl der Flugreisen (…) zu reduzieren». 

Auch das klingt gut, aber wir wollten noch genauer wissen, und haben zwei Fragen nachgeschoben: 

Erste Frage: Gibt es eine Vorschrift, ab welcher Distanz geflogen werden darf?  

Der ebenso geduldige wie schnelle Markus Berger hat nach einer halben Stunde geantwortet: «Reisen bis zu einer Bahnreisezeit von sechs Stunden dürfen nicht mit dem Flugzeug absolviert werden. Dieser Grundsatz wird weltweit strikte eingehalten». 

Bravo! 

Und zweitens: Gibt es zu den vermiedenen bzw. reduzierten Flügen Zahlen? Dazu schreibt Markus Berger: «Wir haben keine Zahlen. Denn wir haben im laufenden Jahr erst mal analysiert, wo wir im Bereich «Reisen» überhaupt welches Potential haben, haben darauf Reglemente geschärft und Veranstaltungen umkonzipiert und umdatiert, und wir haben die Zusammenarbeit mit SWISS aufgegleist. (…) Effektiv umgesetzt werden die Massnahmen dagegen erst ab 2023».  

Da fällt einem das Grübeln, Zweifeln und Rummötzerln schwer. Innerhalb ihres Rahmens unternimmt Schweiz Tourismus tatsächlich einiges, um ab 2023 klimaverträglicher unterwegs zu sein. Wäre ich nicht von Berufswegen ein Kritiker, würde ich sagen: «vorbildlich!». Das Problem liegt halt im Rahmen. Muss Schweiz Tourismus tatsächlich in 23 «Märkten» präsent sein – zur Hälfte finanziert von uns Steuerzahlenden? Muss sie tatsächlich dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen von dorther in die Schweiz fliegen? Nun, das ist eine andere Geschichte.