Während im Bella-Centre in Kopenhagen die Regierungsdelegierten sich gegenseitig ausbremsten mit einer Zögerlichkeit, die im krassen Widerspruch zur Dringlichkeit der Klimakrise steht, herrschte am parallel dazu stattfindenden Klimaforum09 eine freudige Aufbruchstimmung. Das Forum stand allen offen und wurde von insgesamt 15’000 Personen aus über hundert Ländern besucht, vertreten waren 92 verschiedene NGOs, die sich für das Klima engagieren.
In ihrer Schlussdeklaration hielten die TeilnehmerInnen des Klimaforums09 fest: Es gibt Lösungen für die Klima-Krise. Was die Menschen und der Planet brauchen, ist eine gerechte und nachhaltige Veränderung der Gesellschaften in eine Form, die das Überleben aller Menschen sicherstellt und einen fruchtbaren Planeten und ein erfüllteres Leben für künftige Generationen ermöglicht. Die Krise von heute hat ökonomische, soziale, umweltabhängige, geopolitische, und ideologische Aspekte, die sich sowohl gegenseitig als auch die Klimakrise beeinflussen und verstärken. Genau dieses Moment der Verbindung der Krisen: Klimakrise, Energiekrise, Finanzkrise, Nahrungs- und Wasserkrise und anderen, drängt uns dazu, uns zusammenzuschliessen und das herrschende Gesellschafts- und Wirtschaftssystem zu verändern, das die notwendigen Lösungen für den Klimawandel verhindert. Deshalb ist eine Bewegung von unten notwendig, um jetzt zu handeln. Die schädlichen Wirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels bedeuten eine massive Verletzung der Menschenrechte.
Die Umwelt- und Klimaschulden müssen bezahlt werden. Es dürfen keine falschen und kurzsichtigen Lösungen propagiert und akzeptiert werden, wie Atomkraft, Bio-Treibstoffe, Handel mit Verschmutzungsrechten, Kohlendioxydabscheidung und -lagerung, Verkohlung von Biomasse, geo-engineering (Wetter-Klempnerei) und C02-Emissionshandel.

Die Teilnehmenden wollen einen Wandel vorantreiben, der eine grundlegende Änderung der gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Strukturen erfordert ebenso wie eine Beseitigung der Geschlechter-, Klassen-, Rassen-, Generationen- und ethnischen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten. Dazu müsse die demokratische Souveränität der lokalen Gemeinschaften als grundlegende, soziale, politische, und ökonomische Einheiten wiederhergestellt werden. Lokales und demokratisches Eigentum, die Kontrolle über und der Zugang zu natürlichen Ressourcen werden die Basis für die substantielle und nachhaltige Entwicklung von Gemeinschaften sein und gleichzeitig die Treibhausemissionen reduzieren. Die Basis auch für einen fairen und angemessenen Austausch von lokal angepassten Techniken und Ideen zwischen Norden und Süden und innerhalb der Regionen.

Nachdem vorher Tausende Jugendliche aus aller Welt im Freien mit Fackeln in großen Leuchtbuchstaben das Wort ‘Climate Shame’ (Klimaschande) als ihre Bewertung der UNO-Konferenz gebildet hatten, wurde bei der Abschlussveranstaltung in einer tollen und mitreissenden Stimmung der Kampfwille und die Entschlossenheit deutlich, jetzt selbst das weitere Geschehen in die Hand zu nehmen. In der Deklaration riefen sie „jede besorgte Person, soziale Bewegung, kulturelle, politische oder wirtschaftliche Organisation auf, sich uns anzuschliessen, um eine starke, weltweite Bewegung der Bewegungen aufzubauen, die die Visionen und Bedürfnisse der Menschen auf jeder Ebene der Gesellschaft vorwärts treiben kann. Gemeinsam können wir den globalen Wandel in eine nachhaltige Zukunft bewirken.“
Zwei Minuten bekamen die Vertreter des Klimaforums, um diese Erklärung im Bella-Center dem Plenum der Weltklimakonferenz zu übergeben, unter dem Applaus zahlreicher Delegationen. Das nächste Ziel ist eine Millionendemonstration in der 20-Millionen-Einwohner-Metropole Mexiko City, wenn dort das Klimaforum 2010 stattfindet.
Die Schlusserklärung des Klimaforum09 in Zusammenfassung und in voller Länge (pdf)
Bilder: Flickr.com/njjdk, www.rf-news.de