Mein Name ist Tanja Nützi und ich bin 23 Jahre alt. Zurzeit wohne ich in Samstagern und besuche die Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene in Zürich. Ich habe mich entschieden für meine Maturarbeit meinen eigenen traditionellen Ikat zu weben. Daher verbrachte ich in den Sommerferien zwei Wochen im Dorf Watublapi, welches sich noch mit der Webtechnik auf traditionelle Art und Weise befasst. In Watublapi erhielt ich Einblicke in das tägliche Leben der Menschen, ihre Kultur, Tradition und die Kunst des natürlichen Färbens und des Ikatweben. Die liebenswürdigen Menschen nahmen mich an jeden Anlas (Kirche, Beerdigung, Einkaufstrips in der Stadt) mit und ich durfte bei Touristenempfängen aktiv mithelfen. Es war ein einzigartiges und wunderschönes Erlebnis.

An meinem ersten Tag habe ich einen Überblick über die ganze Ikat-Prozedur erhalten. Ikat ist eine Webtechnik, bei der das Garn vor der Verarbeitung abschnittsweise eingefärbt wird. Der Begriff leitet sich aus dem Malaiischen ab und bedeutet "umwickeln". Nach dieser Einführung habe ich erste Versuche unternommen, nach traditionellen Methoden zu knoten, zu färben und zu weben. Ich war erstaunt und zugleich beeindruckt, wie aufwändig diese Arbeitsschritte waren. Doch sie sind unumgänglich für die Herstellung von qualitativ hochwertigen Produkten.
Die Frauen, die mich in die Knüpftechnik einführten, waren besorgt, ob ich die Fäden denn auch fest genug anziehen würde, denn sonst riskierten sie, dass ich den aufwändig bearbeiteten Stoff während des Einfärbens ruinieren würde. Doch ich hatte Glück: die Frauen waren zufrieden mit meiner Arbeit und ich durfte selbständig fortfahren. Zum Einfärben gehört auch das Sammeln der natürlichen Farbstoffe. Das aus Indigoblättern gewonnene Blau ist die wichtigste Farbe in der traditionellen Watublapi-Webkunst. Indigoblau entsteht durch das Einlegen der Blätter in Wasser, bis sich dieses blau verfärbt und als Farbe verwenden lässt. Wir wiederholten das Einfärben einige Male, bevor wir mit Weben beginnen konnten.
Die Zeit in Watublapi habe ich aber nicht nur genutzt, um mich mit Textilien auseinander zu setzten, sondern habe auch Touristenführungen angeboten. Einmal nahm mich mein Gastgeber auch mit zur Schule, wo ich mit den Schülern auf Englisch diskutiert habe. Das Erlernen dieser Fremdsprache ist sehr wichtig für sie, damit sie sich mit den Besuchern verständigen können.
Die zehn Tage in Watublapi haben mich vieles gelehrt. Ich habe Einblick in die Ikat-Webkunst erhalten, die traditionelle Lebensweise kennen und schätzen gelernt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Erfahrung machen durfte und bei der Lokalbevölkerung so herzlich aufgenommen wurde, obwohl wir die eine oder andere Sprachbarriere überwinden mussten.

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