Die Kilimandscharo-Gondelbahn soll die Besucherzahl auf den höchsten Berg Afrikas verdoppeln. Auch ältere und körperlich weniger fitte Menschen sollen so die Möglichkeit erhalten, den Berg zu erklimmen, dessen Gipfel auf 5’895 Metern über Meer liegt.

Der Kilimandscharo ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen Tansanias. Der Berg zieht 50’000 Kletterer an und bringt dem Land jährlich 55 Millionen Dollar ein. Bislang verdienen am Kilimandscharo-Tourismus viele lokale Anbieter und rund 250’000 Träger, Köche und Guides mit. Edson Mpemba, Vorsitzender der Trägergesellschaft, beklagt, dass, "die meisten Touristen definitiv die Seilbahn wählen werden, um Kosten und Aufenthaltsdauer zu reduzieren", was den allgemeinen Tourismus im Zusammenhang mit dem Kilimanjaro in Mitleidenschaft zöge. Wenn Touristen in einem Tagesausflug den Berg hinauf- und hinuntergleiten und wieder gehen, kille das die Essenz des Bergsteigens und führ zu weniger Übernachtungen – was auch die Regierungseinnahmen wieder schmälere. Mpemba fragt sich, warum Entscheidungsträger die Interessen der viertel Million ungelernter Arbeitskräfte übersehen, die vom Berg abhängig sind. Auf lange Sicht würde die Seilbahn Leben und Zukunft der Mehrheit der Einheimischen ruinieren, deren Lebensunterhalt vom Berg abhängt.

Knapp 400’000 Menschen weltweit haben eine Online-Petition unterzeichnet mit der Forderung, den Kilimandscharo als Weltkulturerbe "seilbahnfrei" zu halten. Die Online-Petition, die Mark Gale auf Change.org startete, weist auf die wirtschaftlichen Auswirkungen für rund 250’000 lokale Träger hin, die allein auf dem Kilimandscharo von touristischen Aktivitäten leben. Gemäss Gale ist der Berg auch für ältere BesucherInnen machbar, immerhin sei der älteste Kilimandscharo-Bergsteiger 86 Jahre alt gewesen. "Ich bin 53 Jahre alt und letzten Monat aufgestiegen. Es war eine erstaunliche Erfahrung, einen Fuss vor den anderen zu setzen und so den Berg zu erleben. Es ist nicht halb so aufregend, mit dem Gondeltaxi auf die Spitze eines Berges zu fahren", so Gale.

Das Seilbahnprojekt aus ausländischer Hand

Die vorgeschlagene Seilbahn soll entlang der Machame-Route verlaufen. Es ist die aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit beliebteste Route. Der Weg gilt jedoch als schwierig, steil und herausfordernd, vor allem wegen seiner Kürze (fünf bis sechs statt acht Tage für diejenigen, die den Gipfel erreichen wollen). Diese Route ist besser geeignet für abenteuerlustigere Kletterer oder solche mit Höhen-, Wander- oder Rucksackerfahrung. Die Seilbahn soll mit 25 Gondeln betrieben werden, die 150 Passagiere auf das Shira-Plateau, fast 3’000 Meter über dem Meeresspiegel transportieren können. Für den Bau und Betrieb wird ein privates US-Unternehmen beauftragt, das wiederum die lokale Firma AVAN Kilimanjaro eingetragen hat. Zurzeit ist noch die Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung hängig.

Umweltkosten und zweifelhaftes Verfahren 

Merwyn Nunes, ehemalige Beamtin im Ministerium für natürliche Ressourcen und Tourismus und Gründungsvorsitzende der Tanzania Association of Tour Operators (TATO), mahnt, das Projekt verletzte Abschnitt 58(2) des tansanischen Tourismusgesetzes Nr. 11 von 2008, wonach Bergsteigen oder Trekking ausschliesslich von Unternehmen angeboten wird, die sich zu 100 Prozent im Besitz von Tansaniern befindet. Auch Reiseveranstalter Sam Diah, fragt sich, warum die Regierung einem ausländischen Unternehmen das Projekt übertragen hat, ohne sich an das Gesetz zur Vergabe öffentlicher Aufträge zu halten. Die Reiseveranstalter würden sich auch um die Sicherheit der 150 Seilbahngäste im Falle eines Unfalls sorgen, da Rettungshubschrauber nur vier Verletzte auf einmal befördern.

Einige Leute argumentieren, dass Gondeln in freier Wildbahn in anderen Teilen der Welt wie der Schweiz und den USA üblich sind. Aber es entstehen Umweltkosten beim Bau von Seilbahnen. Sirili Akko, CEO der Tansania Association of Tour Operators (TATO), sagte, er fände es wichtig, dass die Regierung mit einer Studie den Nutzen der Erschliessung einer Marktnische den Kosten der irreparablen Umweltschäden und der negativen Werbung gegenüberstelle. Erstens müssen Bäume und Vegetation gerodet werden, um die Kabeltrasse zu schaffen. Dies und die Errichtung riesiger Masten, Türme und Stationen zerstört die Flora, die Jahre braucht, um sich zu erholen. Der erfahrene Reiseleiter Victor Manyanga warnt davor, dass die Seilbahn den Massentourismus entgegen der Tourismuspolitik Tansanias und auf Kosten der Ökologie des Kilimandscharos fördern wird. "Die Machame-Route, auf der die Seilbahn gebaut wird, ist die Zugroute der Vögel, und elektrische Leitungen werden ihnen definitiv schaden", sagt er.