Die von der Vertreibung bedrohten Hadzabe können weiterhin in den Überresten ihres Stammlandes im Yaeda-Tal beim Eyasy-See nahe des Ngorongoro-Schutzgebietes bleiben: Die Jagd- und Tourismusorganisation Tanzania UAE Safaris Ltd. hat nach heftigem Widerstand von Seiten des Jäger- und Sammlervolkes wie auch von nationalen und internationalen Menschenrechtsorganisationen ihrenPlan aufgegeben, das Gebiet in ein Jagdrevier für reiche Saudi-Araber umzuwandeln. Den Verzicht auf ihre Aktivitäten erklärte die UAE Safaris Ltd. in einer Mitteilung. Das Unternehmen wollte im Hadzabe-Land, dessen Menschen und Wild seit der Kolonisation bereits von Missionaren, Farmern, Entwicklungshelfern, Regierungsleuten, Rindernomaden und Jägern aus Europa und Arabien heimgesucht wurde, ein grosses privates Jagdrevier etablieren. Laut der deutschen Menschenrechtsorganisation Freunde der Naturvölker (FdNV), die schon seit Jahrzehnten die Hadzabe unterstützt, agiere der Tanzania UAE Safaris Ltd. im Namen der Königsfamilie Abu Dhabis (Prinz Hamdan bin Zayed). Ein Teil des ursprünglich 3’975 Quadratkilometer grossen Areals war schon an die Tanzania UAE Safaris Ltd. verpachtet worde. Der zweite, grössere Teil hätte ebenfalls in die Hände des Unternehmens übergehen sollen, was von der Regierung über die Köpfe der Hadzabe und ihrer Nachbarn, den Barabaig-Rindernomaden, hinweg akzeptiert worden sei, melden die FdNV. Der mit internationaler Hilfe organisierte Widerstand der Hadzabe hat nun zum Rückzug der Firma geführt. Diese warf ihren Gegnern vor, eine Hetzkampagne geführt zu haben. Man habe unter anderem das Gebiet wieder mit Wild bevölkern wollen, erklärte sie. Just dieses Wild war zuvor von anderen Jagdorganisationen dezimiert worden, was bei den seit Jahrtausenden auf Wildfleisch angewiesenen Hadzabe auch zu Hunger führte. Wie lange das Jäger- und Sammlervolk aufgrund der äusseren Einflüsse wie neuerdings auch dem Tourismus widerstehen kann, ist fraglich. Heute schon leiden viele Angehörige des Urvolkes unter früher für sie unbekannten Leiden wie Fehl- und Mangelernährung, Entwurzelung, Alkoholismus und Depression.

Ruedi Suter ist freier Journalist. Wiedergabe des in HABARI 4/07 publizierten Beitrags mit freundlicher Genehmigung des Autors.