Tansania: Naturschutz und .Ökotourismus. auf Kosten der Bevölkerung?
„Erleben Sie die ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahrtausends auf dem Gipfel des Kilimanjaro“ – unter diesem Slogan haben TourismuspolitikerInnen Tansanias im Frühjahr 1999 eine spezielle Millenniumskampagne lanciert, um fürs Jahr 2000 mehr TouristInnen in die Nationalpärke und Wildschutzreservate des Landes zu locken. Ebenfalls im Frühjahr wurde bekannt, dass die Regierung rund 10’000 BewohnerInnen von Rongai (Rombo-Distrikt) in andere Gebiete umsiedeln wird, um Platz für den Mount Kilimanjaro Nationalpark zu schaffen. Den betroffenen Menschen werde mehr Land zugewiesen, als sie vorher hatten, sagt Zakia Meghji, Ministerin für Tourismus und Naturschätze, im Mai 1999 gegenüber der Zeitung „The Guardian“. Zudem müssten sie künftig keine Gebühren mehr bezahlen, um im Urwald Brennholz zu sammeln. Dies
entspreche der Regierungspolitik, sagte Meghji, welche sicherstellen wolle, dass auch die lokale Bevölkerung von den benachbarten Nationalparks und Wildreservaten profitiere. Tatsächlich leben die Menschen rings um die Schutzgebiete Tansanias aber vielerorts in absoluter Armut, während sich die von (ausländischen) Geldgebern unterstützen Schutzgebiete grosser Zuwendungen erfreuen, stellten Fachleute der Universität von Dar es Salaam im Juni 1999 fest. Die Landschaftsschutzprogramme, so empfehlen sie, sollen aber in erster Linie der ansässigen Bevölkerung und erst in zweiter Linie den
globalen Interessen zugute kommen. Das Rechtshilfekomitee der Juristischen Fakultät der Universität von Dar es Salaam (UDSM) vertritt zur Zeit vor dem Obersten Gericht in Dar es Salaam eine Gruppe von 148 DorfbewohnerInnen aus Nzasa im Kazizumbwi Waldreservat, 45 Kilometer nördlich von Dar es Salaam. Diese sind von den Behörden gewaltsam vertrieben und ihre Felder angezündet worden. Auch in der Region Kilimanjaro streiten sich Wildschutzbehörde und Mitglieder der indigenen Wamaasai, die ihr Land 1988 aufgrund des neuen Mkomazi Wildschutzgebietes verlassen mussten, vor Gericht um Grenz- und Entschädigungsfragen.
Die Natur und Landschaft der zwölf Nationalparks sind heute integraler Bestandteil des Tourismusangebotes von Tansania. Die Regierung will den „Ökotourismus“ fördern, um die Umwelt und die historischen Stätten zu erhalten und mehr TouristInnen ins Land zu locken, wie Ngombale-Mwiru, Direktor der Tansanischen Tourismus-Organisation (TTB), zu Beginn dieses Jahres erklärte. Positive Auswirkungen auf das eigene Angebot erhoffen sich die TourismuspolitikerInnen auch vom gegenwärtigen Aufschwung im Kenia-Tourismus. Um diesen Trend voranzutreiben, haben die Tourismusbehörden der Region Arusha und Kilimanjaro beschlossen, den Mount Kilimanjaro zur „Millenniumdestination“ für den internationalen Hochpreistouristen zu machen. Dazu wurde eigens ein Tourism Millenium Committee geschaffen, das spezielle Millenniumsaktivitäten (Kilimanjaro-Besteigungen, Safaris, „meet the people tours“, Tourismusseminare) veranstalten soll. Die Nachfrage nach Kilimanjaro-Besteigungen zwischen dem 15. Dezember und 15. Januar ist bereits derart gross, dass die tansanische Nationalparkbehörde TANAPA ernsthafte Umweltschäden befürchtet. Um weitere Buchungen einzudämmen, hat sie die Bergsteigergebühren Ende September 1999 verdoppelt. Für das Jahr 2000 rechnen die Behörden mit rund 500’000 Tansania-BesucherInnen. 1998 waren es über 400’000 TouristInnen, die Einnahmen in der Höhe von 570 US Dollars brachten. Damit hat der Tourismus einen Anteil von 16,5% am Bruttosozialprodukt und von 50% an den Deviseneinnahmen. /frei
Quellen: fvw 3.9.1999; Tansania Information 08/99; Environment News Service 20.04.1999 und 29.6.1999 (http://ens.lycos.com/ens); Daily/Sunday News 3.3. und 14.6.1999; The Guardian 3.3. und 26.5.1999; The East African 19.4.1999; africa online 15.3.99; Business Times 26.2.1999; http://tanzania-gov.de/itb/press6.html.