Der Plan der tansanischen Regierung, quer durch den Serengeti Nationalpark eine 53 Kilometer lange Autobahn zu bauen, wurde 2010 bekannt und löste eine weltweite Kampagne zum Erhalt des Weltnaturerbes Serengeti Mara aus. Über Social Media und andere Wege wurde Druck von führenden UmweltschützerInnen, Promis, Gschäftsmogulen, verschiedenen Regierungen und internationalen Organisationen auf die tansanische Regierung unter Präsident Kikwete aufgebaut.
Kikwete wollte mit der Autobahn ein Wahlversprechen einlösen: Die Autobahn sollte durch die Verkürzung der Transportwege und -kosten das Wirtschaftswachstum für die rund 1.2 Millionen Menschen in den Gemeinschaften entlang der Strasse ankurbeln.

Neuste Entwicklung

Die tansanische Regierung legt Rekurs ein
Am 13. August 2014 berichtete Serengeti Watch, die Regierung Tansanias plane gegen den Entscheid des Ostafrikanischen Gerichtshofes zu rekurrieren. Das Africa Network for Animal Welfare sammelt jetzt Spenden für die nächste Gerichtsrunde.
Aber Serengeti Watch berichtet auch über eine positive Entwicklung: Die Regierung plane im Westen der Serengeti einen Naturschutz-Korridor zum Victoriasee einzurichten. Dieser sei nötig geworden wegen der menschgemachten Naturzerstörung und dem Klimawandel.
Doch die Autobahn hätte den Lebensraum von Millionen von Tieren im Serengeti-Mara-Ökosystem eingeschränkt und ihre Migrationsrouten durchschnitten. Deshalb klagte das Africa Network for Animal Welfare (Anaw) – ein in Kenia domiziliertes panafrikanisches Netzwerk von Tierschutzorganisationen – im Dezember 2010 gegen die tansanische Regierung. In seiner Begründung wies Anaw darauf hin, dass mit der Zunahme des Verkehrs auf dieser Route die Lebenserwartung der Tiere durch Luft-, Wasser und Landverschmutzung verringert und die Landschaftsqualität und Schönheit des Weltnaturerbes vermindert würden. Der Ostafrikanische Gerichtshof gab den Klägern recht: In einem bahnbrechenden Urteil erklärte er den Bau einer Strasse – zumindest einer geteerten – für rechtswidrig.
In seiner Stellungnahme zum Gerichtsentscheid sagte das Africa Network for Animal Welfare (Anaw): "Das Urteil hat im Wesentlichen bestätigt, dass das Ökosystem Serengeti ein wertvolles Weltkulturerbe ist und dass es optimalen Schutz und eine zurückhaltende Entwicklung verdient, um die Funktion des Ökosystems nicht zu beeinträchtigen und nachteilige Auswirkungen auf Tiere und Menschen zu verhindern." Anaw respektiere die tansanische Souveränität voll und ganz, hier jedoch gehe es um den Schutz einer Ressource nicht nur für die künftigen Generationen Tansanias, sondern für die gesamte Menschheit.

Wachsam bleiben

Die Teer- oder Asphaltstrasse ist zwar vom Tisch, aber eine Lücke hat der Ostafrikanische Gerichtshof gelassen: Er erklärte zwar eine Teer- oder Asphaltstrasse für rechtswidrig, äusserte sich aber nicht zur Zulässigkeit einer Schotterstrasse durch den Serengeti Nationalpark. Eine solche hatte die Regierung im Falle einer Niederlage vor Gericht bereits im Vorfeld ins Auge gefasst. Die Tierschutzverbände haben für diesen Fall bereits eine weitere Klage angekündigt.
Vorerst wird die tansanische Regierung daher wohl den Alternativvorschlag einer weniger schädlichen Südroute prüfen. Eine Machbarkeitsprüfung ist bei der deutschen KfW-Bankengruppe bereits in Auftrag, die Weltbank und die deutsche Regierung haben ihre Bereitschaft angekündigt, den Highway zu unterstützen, wenn er südlich um den Nationalpark statt durch ihn hindurch führt.
Klar ist: Auch nach dem ermutigenden Urteil geht der Kampf um den Erhalt der Serengeti weiter.

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