Südafrika: Die Provinz Freistaat in der Mitte der Republik ist die Hochburg der weissen Afrikaans-Minderheit. Die konservativ-religiös geprägte Region lebt vor allem von der Landwirtschaft – Männlichkeit und Stärke sind die höchsten gesellschaftlichen Werte. Der Jugendliche Janno entspricht diesem Idealbild überhaupt nicht. Er ist zart und zutiefst empfindsam. Als seine Mutter eines Tages den Strassenjungen Pieter zu Hause aufnimmt, ändert sich Jannos Leben grundlegend. Er soll Pieter als Bruder annehmen – doch zwischen beiden Jungs entbrennt ein erbitterter Kampf um Macht, Tradition und elterliche Liebe.
Spielfilm von Etienne Kallos. Südafrika, 106Min.

Ausladende Weiten in Helldunkel

Janno kann alles, arbeitet hart auf dem Feld, gibt sein Bestes im Rugbyspiel, betet inbrünstig mit seinen Schwestern und dennoch, den befremdlichen Blick seiner Eltern und die Hänseleien seiner Spiel- und Klassenkameraden wird er nie ganz los. Und jetzt noch dies: Seine Eltern haben den etwas jüngeren Pieter adoptiert und bitten Janno, ihn wie einen Bruder anzunehmen und ihm dabei zu helfen, sich zu integrieren. Schnell bricht zwischen den beiden ein unterschwelliger Kampf um die Zuneigung der Familie aus, um das Erbe auch, denn sie sind die einzigen Jungs unter den Geschwistern.

The Harvester, das sind Erntearbeiter und Nachkommen der Buren, jener Siedler, die aus den Niederlanden und Skandinavien kommend als Erste Südafrika kolonisierten. Jahrhunderte sind ins Land gezogen, die Apartheid ist abgeschafft und die schwarze Bevölkerung hat ihre Freiheit erobert, doch hier im Freistaat, wo sie sich konzentrieren, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, wenngleich eine gewisse Angst vor Diebstahl und Enteignung in der Luft liegt. Etienne Kallos beweist in seinem Erstling viel Talent bei der Inszenierung und baut starke Charaktere auf, die im Laufe der Geschichte eine beeindruckende Entwicklung durchmachen. Sie bewegen sich in einem wunderbar kadrierten Dekor, an bald üppigen, bald kargen Schauplätzen. Den weiten, lichten Aussenraum – eine Mischung aus erdigen Ockerfarben und dem gelblichen Grün des Grases – setzt er in ausgewogenen Kontrast zu den fragmentierten, spärlich beleuchteten Innenräumen. Die Geschichte schreitet in einer unerbittlichen, realistischen Logik voran, deren wirkliches Potenzial sich in der Schlussszene entfaltet. 

Im Kino

  • Aarau: jetzt im Freien Film
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  • Basel: jetzt im kult.kino camera
  • Bern: jetzt im Rex
  • Biel: jetzt im Filmpodium
  • Schaan: jetzt im Takino
  • St. Gallen: jetzt im Kinok
  • Zürich: jetzt im Arthouse Movie
  • Frauenfeld, Luna: ab 8. Juni 2019
  • Luzern, stattkino: ab 4. Juli 2019
  • Solothurn, Uferbau: 23. bis 26. Juni 2019
  • Wattwil: ab 7. Juni 2019
  • Winterthur, Cameo: ab 6. Juni 2019