Tibet und Burma: Mit Boykott zu Frieden und Menschenrechten?
«Für Frieden und Menschenrechte» lautete das Motto einer Konferenz, mit der in Osnabrück und Münster dem 350. Jahrestag des Westfälischen Friedens gedacht wurde. Es ging jedoch nicht darum, Rückschau zu halten, sondern aktuelle Konflikte wie Tibet umd Burma ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Geladen waren die FriedensnobelpreisträgerInnen Aung San Suu Kyi und der Dalai Lama. Während das tibetische Oberhaupt der Einladung folgen konnte, musste sich die burmesische Oppositionsführerin durch den Ministerpräsidenten im Exil, Dr. Sein Win, vertreten lassen. Ihre öffentlichen Auftritte vor insgesamt etwa 15’000 Menschen zählten zu den eindrucksvollsten Teilen der Konferenz. In fünf Foren wurden die inhaltlichen Themen der Konferenz vertieft. Dabei ging es unter anderem um «Profit und Menschenrechte» oder «Völkerrecht und Völkermord».
In einem Forum über die «Soziale Lage und Arbeit von Hilfswerken» wurde die Frage nach einem Boykott diskutiert. Ist es sinnvoll, einen Boykott von Hilfsprojekten, Reisen und Investitionen auszurufen, weil damit nur die ungerechten Strukturen zementiert werden? Oder trifft ein solcher Boykott vor allem diejenigen, die ohnehin am meisten unter den Strukturen zu leiden haben? Im Falle Tibets herrschte weitgehende Einigkeit, dass ein genereller Boykottaufruf nicht sinnvoll ist. InitiatorInnen selbstverwalteter Projekte berichten von ihren Erfahrungen, wie selbst unter schwierigen Bedingungen ein Beitrag zur Verbesserung der sozialen Situation, der Ausbildungsmöglichkeiten sowie beim Aufbau von Klöstern geleistet werden kann. Auch ein Reiseboykott wurde abgelehnt, da er die Menschen weiter isolieren würde. Der Dalai Lama betrachtet es ebenfalls als nützlich, nach Tibet zu reisen, doch möglichst auf eigene Faust und gut vorbereitet, um sich ein Bild vom Ausmass der chinesischen Unterdrückung machen zu können.
Im Falle Burmas gingen die Meinungen auseinander. Die VertreterInnen der Opposition erklären, dass die Arbeit von Hilfswerken wie auch der Tourismus vom Regime missbraucht würden und deshalb unter den derzeitigen Bedingungen abzulehnen seien. Anderseits wurde jedoch vor einer weiteren Isolierung des Landes gewarnt, die ein Boykott zwangsläufig zur Folge hätte.
Klemens Ludwig, Tübingen