Tiere im Tourismus: Ein riskantes Geschäft
Reiseerfahrungen mit exotischen Tieren sind beliebt. Veranstalter, die solche Aktivitäten anbieten, müssen sowohl das Wohlergehen der Tiere als auch die Sicherheit des Menschen gewährleisten. Sie müssen die Risiken verstehen und auf ein Minimum reduzieren, bevor sie Interaktionen mit Tieren zulassen. Nur so können Reisende, Mitarbeitende, die Tiere und der Ruf des Unternehmens geschützt werden.
Die Risikoabschätzung betrifft sowohl Angebote mit grossen Tieren wie z. B. Elefanten, als auch solche mit kleineren Tieren, wie z. B. Primaten, Vögeln und Reptilien. Es geht um Tausende von Tierarten und jeweils eine Vielzahl an Faktoren. Es ist zudem wichtig, dass sowohl Aktivitäten mit wilden Tieren in der freien Natur als auch solche mit gefangengehaltenen Tieren nach ihrem Risiko bewertet werden. Schlussendlich sind alle Tiere, egal ob wild oder gefangen, bis zu einem gewissen Grad unberechenbar und daher potenziell gefährlich. Die meisten Tiere sind durch die unmittelbare Nähe von Menschen gestresst, insbesondere wenn ein Ausweichen verhindert wird. Da sie nicht flüchten können, ist das Risiko gross, dass sie ihre jeweiligen Abwehrmechanismen (z. B. Zähne, Hörner, Stacheln, Gift usw.) anwenden, um sich mehr Freiraum zu verschaffen. Diese zum Tier gehörenden Waffen einfach zu entfernen oder das Tier handzahm aufzuziehen widerspricht dem Prinzip einer artgerechten Haltung.
Übertragbare Krankheiten: Eine vernachlässigte Gefahr
Doch es ist nicht nur die Fähigkeit der Tiere, körperliche Verletzungen zu verursachen, die in Betracht gezogen werden sollten. Viele Tiere sind mit auf Menschen übertragbare Krankheiten infiziert. Dazu gehören u. a. Salmonellen, Pilzinfektionen, Parasiten und Viren (z. B. Ebola, Vogelgrippe, SARS und Coronavirus). Durch den unmittelbaren Kontakt laufen Reisende in Gefahr, sich anzustecken. 75% der in den letzten drei Jahrzehnten entdeckten menschlichen Krankheitserreger stammen ursprünglich von Tieren. Da die Welt zunehmend vernetzt ist, kann dies potenziell die globale Gesundheit bedrohen. Umgekehrt ist es jedoch auch möglich, dass menschliche Krankheiten sich stark auf Tiere auswirken können, insbesondere auf eng verwandte Arten wie Primaten. So kann z. B. ein Affe, der Essensresten isst, eine Erkältung bekommen, die tödlich verlaufen kann.
Risikobewertungen müssen solche Krankheiten und das Risiko einer Übertragung berücksichtigen und wirksame Präventivmassnahmen durchführen. Dazu gehört es, den direkten Kontakt zwischen Menschen und Tieren bestmöglich zu verhindern. Ist dies nicht möglich, ist es wichtig, vor und nach dem Kontakt gründlich die Hände zu waschen und zu desinfizieren, Tiere nicht zu füttern, kein Fleisch von Wildtieren oder Haushunden oder -katzen zu verzehren, Tiere regelmässig auf Krankheiten zu untersuchen sowie das Verhalten der Besuchenden zu überwachen.