Basel, 29.03.2007, akte/ Im Rahmen der 41. Internationalen Tourismusbörse Berlin vergab der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung Anfang März den TO DO!-Preis 2006 für sozialverantwortlichen Tourismus an zwei Gewinner: Der kleinbäuerliche Verein CAMINOS DE ALTAMIRA aus dem argentinischen Consulta (Provinz Mendoza) wurde für seinen partizipativen, solidarischen Ansatz gewürdigt.
Auf dem Höhepunkt der argentinischen Wirtschaftskrise von 2000/2001 entwickelten die Gründungsmitglieder des Netzwerkes von CAMINOS DE ALTAMIRA mit Unterstützung des staatlich landwirtschaftlichen Forschungsinstitutes INTA den dort völlig neuen „Agrotourismus“: Durch Bed&Breakfast-Angebote kommen die Bauernbetriebe zu Bargeld und können durch die Direktvermarktung bessere Preise für ihre Erzeugnisse erzielen. 16 Leistungsträger gehören heute dem Verein an. Sie haben für BesucherInnen der Region ein wahlweise ein- bis zweitägiges Programm mit vielen Begegnungsmöglichkeiten erarbeitet.
Auch der zweite Preisträger ALTERNATIVE TOURISM GROUP (ATG), über den der arbeitskreis tourismus & entwicklung schon verschiedentlich berichtet hat, legt Wert auf direkte Begegnung mit der einheimischen Bevölkerung, allerdings in einem Gebiet, von dessen Besuch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten abrät, nämlich dem Westjordanland. Kenner wissen, dass kein Israeli und kein Palästinenser einen Gast wissentlich gefährden würden. Beiden Parteien ist permanent präsent, dass sie in einem Konfliktgebiet leben.
Die Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Beit Sahour (bei Bethlehem) ermöglicht Reisenden das Erleben und Entdecken der palästinensischen Kultur und verschafft damit der palästinensischen Bevölkerung ein bitter nötiges zusätzliches Einkommen.
Die ATG-Gründungsgeschichte ist von einem Kreis von Intellektuellen in Beit Sahour geprägt, der sich mit der Frage beschäftigte, warum TouristInnen die Geburtskirche in Bethlehem besuchen und danach – ohne den Kontakt zur palästinensischen Bevölkerung zu suchen – wieder abreisen. Der Gründerkreis wollte als Graswurzel-Organisation Menschen mit Menschen zusammenbringen und damit Vorurteile abbauen helfen. Elf kirchliche, entwicklungspolitisch und sozial engagierte Organisationen aus dem In- und Ausland, darunter auch der arbeitskreis tourismus & entwicklung, haben sich als Ansprech- und Kooperationspartner engagiert. Einige von ihnen sorgen für Reiseruppen aus verschiedenen europäischen Ländern. So gelang es ATG, 1999 und 2000 jeweils über 2100 Gäste zu betreuen. Die Zahl fiel während der Intifada und ist bis heute wieder auf knapp 1200 Urlauber gestiegen.
Die Laudatio zur Preisverleihung hielt der israelische Universitätsdozent für Hebräische Literatur, Dr. Haim Weiss. Er sei Nachbar von Rami Kassis, dem Direktor von ATG, sagte Weiss in seiner bewegenden Rede. Er lebe nur zehn Minuten von Kassis Büro entfernt. Doch erst in Berlin habe er ihn treffen können, denn in der Heimat trennten sie die Mauer, die Blockaden, die Checkpoints und das Misstrauen zwischen den beiden Völkern.“ Dr. Haim Weiss wurde als Laudator eingeladen, weil er als Mitglied der Ex-Soldatengruppe „Combatants for Peace“ den Dialog mit Palästinensern pflegt.
Der Gewinn des TO DO!-Preises ist mit einem Preisgeld von SFr. 5000.- und Euro 2100 verbunden, die von der Schweizerischen Stiftung für Solidarität im Tourismus und von der Europäischen Reisevericherung AG gestiftet werden.