TO DO! 2007: Preise nach Australien, Mexiko und Südafrika
Würdigung von sozialverantwortlichem Tourismus
Basel, 09.04.2008, akte/ Im Rahmen der 42. Internationalen Tourismusbörse Berlin vergab der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung den TO DO!-Preis 2007 für sozialverantwortlichen Tourismus an den "Western Australian Indigenous Tourism Operators Committee" (WAITOC) und an Hacienda del Mundo Maya aus Mexiko. Der Sonderpreis geht ans südafrikanische Projekt Direct Action Center for Peace and Memory.
WAITOC – zur Stärkung der Aborigines
Das Westaustralische Komittee WAITOC will die indigenen Völker in den Tourismus integrieren, und berücksichtigt ihre Stimmen dazu. Obwohl 45% der Touristen die Begegnung mit Aborigines als Grund für ihren Aufenthalt angeben, werden nur 5% der australischen Tourismusbetriebe von Indigenen betrieben. Die Bedingungen der australischen Urbevölkerung sind verheerend, erst seit dem Jahre 1967 wird den Aborigines das Bürgerrecht anerkannt, ihre Vergangenheit ist geprägt von Landraub und Verschleppungen. Auch heute machen die Ureinwohner Australiens immer den ärmsten Teil der Bevölkerung aus. Mit diesem Hintergrund hat sich eine Gruppe von Aborigines im Jahre 2000 zusammengeschlossen und den Entschluss gefasst, sich aus der Armut zu befreien. WAITOC will seine Mitglieder in die Tourismusindustrie integrieren, die kulturellen Werte und Traditionen wahren und Aborigines ermuntern, an touristischen Entwicklungen mitzumachen. Die Bemühungen von WAITOC zeigen nun auch in der nationalen Tourismusstrategie ihre Wirkung: Im letztes Jahr vorgelegten Strategiepapier ist das Ziel festgehalten, der indigenen Bevölkerung soll die Möglichkeit eröffnet werden Wohlstand zu entwickeln.
Neues Selbstwertgefühl für die Nachfahren der Mayas
Auch das mexikanische Siegerprojekt befasst sich mit Indigenen. Auf der mexikanischen Halbinsel Yucatàn sind noch heute 60 Prozent der Bevölkerung Nachfahren der Mayas oder stamme naus anderen indigenen Ethnien. Die Faser Sisal wurde schon um 1900 Hauptwirtschaftszweig auf Yucatàn. Die Landgüter, die dieses produzieren, werden Hacienda genannt, und wurden zum Zentrum der lokalen Wirtschaft. Die Haciendas wurden aber mehr und mehr verlassen, da die Erfindung von Nylon zu harte Konkurrenz für das Sisal war. Hohe Armut breitete sich aus, und die Haciendas wurden zu Ruinen. Die mexikanische Unternehmensgruppe Grupo Plan erwarb und restaurierte diese Haciendas, und baute sie in Luxushotels und Gästehäuser um. Es wurden dafür Restaurantpersonal, Lieferanten, Hersteller von Seifen, Masseurinnen für den SPA-Bereich und viele weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen benötigt. Grupo Plan engagierte sich für die Maya-Kultur und schaffte es, dass nun ca. 90% der Belegschaft aus den lokalen Maya-Gemeinschaften stammen. Die Revitalisierung der Haciendas hat die Unternehmensgruppe vor große soziale Herausforderungen gestellt. Aufgrund des kolonialen Erbes, dem historisch tief verankerten Paternalismus und der vollkommenen Verarmung der lokalen Gemeinschaften litt die Maya-Bevölkerung an mangelndem Selbstwertgefühl. Die ersten sozialen Projekte bezogen sich daher auf die Stärkung der kulturellen Traditionen der Maya sowie die Unterstützung bei der Herstellung von kunsthandwerklichen Gegenständen. Um diese Projekte professionell durchzuführen, gründete Grupo Plan eine Stiftung, die Fundación HACIENDAS DEL MUNDO MAYA.
Aufarbeitung der Apartheid in Townshiptouren
Das dritte Projekt gewann den Sonderpreis des TO DO!-Wettbewerbs. In einer faszinierenden Weise beschäftigt sich Direct Action Center for Peace and Memory mit der Aufarbeitung der Apartheid in den Townships, und integriert diese gleichzeitig in den Tourismus. Die Aktivitäten des DIRECT ACTION CENTRE FOR PEACE AND MEMORY – fortan meist DACPM genannt – lassen sich als ein prozesshaftes Selbsthilfe- und Re-Integrationsprogramm charakterisieren. Das ständig wiederkehrende Arbeitsmotto von DACPM lautet: „Crossing Barriers – Bridging Divides“ (etwa: Barrieren überwinden – Geteiltes überbrücken). So ist das DACP kein klassisches Tourismusprojekt, organisiert aber Führungen durch die Townships, die von Township-Bewohnern selbst durchgeführt werden.
Quelle: Presseinformation des Studienkreises für Tourismus vom 07.03.2008, www.studienkreis.org ; www.to-do-contest.org ; www.sympathiemagazin.de