Basel, 10.10.2011, akte/ Schon vor Jahren machte Tourism Concern, die tourismuskritische Organisation mit Sitz in London, auf problematische Entwicklungen im Markt der Freiwilligeneinsätze aufmerksam. Seither ist Tourism Concern am Thema dran geblieben und hat eine Forschungsarbeit in Auftrag gegeben. Diese hat die Mängel bei der Organisation und Begleitung solcher Einsätze aufgezeigt. Auch wenn einige Vermittlungsorganisationen sehr seriös arbeiten: In zu vielen Fällen werden die Freiwilligen unsorgfältig ausgewählt, zu wenig informiert und begleitet. Die Projektpartner können die Freiwilligen gar nicht brauchen. Oder die Freiwilligen werden ausgenutzt. Die Preisgestaltung ist undurchsichtig, den Gewinn macht oft fast nur die Vermittlungsagentur oder der Reiseveranstalter mit Voluntourism-Angeboten. Für das Projekt, um das es den Freiwilligen eigentlich geht, bleibt wenig oder nichts.
Damit Freiwillige einfacher eine Vermittlungsorganisation finden, die ihre Arbeit gut macht, startet Tourism Concern im September das Zertifizierungsprogramm GIVS – Gap Year and International Volunteering Standard (Standard für Zwischenjahre und internationale Freiwilligeneinsätze). GIVS arbeitet mit acht Grundsätzen. Ob diese eingehalten werden, wird anhand einer Reihe von Messgrössen überprüft. Organisationen, die bei diesem Assessment genügend gut abschneiden, erhalten das GIVS-Häkchen, das zwei Jahre gültig ist und ihre Seriosität bestätigt.
Aber damit nicht genug: Nach einer ersten Überprüfung bietet Tourismus Concern den GIVS-Anwärtern Weiterbildungen, um die festgestellten Probleme anzugehen. Sie können Material von der Website von Tourism Concern downloaden und an Weiterbildungstagen und sogenannten Peer Group-Workshops, also Seminaren für Vermittlungsorganisationen, teilnehmen. Wenn sie bereit sind, können die Organisationen das Assessment durch einen externen GIVS-Auditor vornehmen lassen. Dieser wird seinen Befund dem GIVS-Rat unterbreiten, der letztlich entscheidet, ob das GIVS-Häkchen vergeben wird oder nicht.

Acht Qualitätsgrundsätze

Die acht Grundsätze, auf deren Einhaltung die Veranstalter von Freiwilligenprogrammen überprüft werden, sind:

  1. Ziel – die gastgebenden Partner und die Gemeinden, in denen der Einsatz stattfindet, definieren erreichbare Ziele für den Einsatz.

  2. Marketing – die Werbung und die dafür verwendeten Bilder ensprechen anerkannten verantwortungsvollen Praktiken.

  3. Auswahl von Freiwilligen – Das Auswahlverfahren ist fair, einheitlich und transparent.

  4. Information vor dem Einsatz – Die Informationen über die Aussendende Organisation und deren Partner, Programme und Einsatzorte sind klar, präzis und wahrheitsgetreu.

  5. Einsatzvorbereitung – Die Vorbereitung, Ausbildung und Einführung sind dem Einsatz angemessen.

  6. Unterstützung des/der Freiwilligen – Der/die Freiwillige wird während des ganzen Einsatzes bedürfnisgerecht und für den Einsatzort angemessen unterstützt.

  7. Risk Management – Der persönliche Schutz, das Wohlbefinden und die Sicherheit der  Freiwilligen und der Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten, werden gewährleistet.

  8. Monitoring und Evaluation – Um das Ergebnis zu verbessern und zu gewährleisten, dass die Arbeit Gutes bewirkt, werden Projekt und Einsätze laufend überprüft und evaluiert.

In der Broschüre "Committing to quality in volunteering" stellt Tourism Concern das Zertifizierungsprogramm vor (auf Englisch, pdf)