Tourismus als Chance: Ureinwohner am Titicacasee nehmen das Heft in die Hand
Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Touristen, welche die Provinz Puno im Süden Perus besuchen. Auf 4000 Metern, nahe am Gebirge und am Ufer des Titicacasees gelegen, besticht sie mit ihren natürlichen Schönheiten und Monumenten aus zwei Jahrtausenden peruanischer Geschichte. Bis vor kurzem zogen die Reisenden an Dörfern wie Luquina Chico auf der Halbinsel Chucuito vorbei und seine Bewohnerinnen und Bewohner hatten nichts vom Geschäft mit den Reisenden. Und sie hatten auch sonst nicht viel.
"Schon bevor wir das Projekt kannten, dachten wir an den Tourismus als Möglichkeit, unser Leben zu verbessern. Aber wir schafften es nicht, unsere Ideen in die Tat umzusetzen", erklärt Brigida Ascencio. Das "Projekt" ist eine Initiative von Swisscontact, welche zum Ziel hatte, zusammen mit der armen, meist indigenen Landbevölkerung neue Einkommensmöglichkeiten zu schaffen. Dies vor allem mit guten Angeboten an die Reisenden. Die Entwicklung von Exkursionen gehört ebenso dazu wie die Bewirtung und Unterbringung der Gäste. All das geschieht mit grosser Rücksicht auf die Kultur und die Natur der Region, denn sie sind die Hauptattraktionen der Gegend. Sind sie verschandelt, haben die Touristen keinen Anlass mehr hinzureisen.
Qualität und Nachhaltigkeit
Auch wenn im nachhaltigen Tourismus vieles anders ist als im Massengeschäft mit den Reisenden, eines gilt für beide: die Qualität muss dem entsprechen, was die Gäste verlangen. Brigida Ascencio, die heute eine kleine Pension führt, erinnert sich: "In den Gesprächen und den Kursen entdeckten wir allmählich, dass wir ein Teil des Erlebnisses der Touristen sind. Wir haben den grossen Wert der kleinen Details kennen gelernt: das Haus sauber halten, die Betten schön herrichten, abwechslungsreich kochen mit Lebensmitteln, die wir selber herstellen."
Die Menschen in Luquina Chico haben sich zur Genossenschaft "Machaxmarqa" zusammengeschlossen und betreiben den Tourismus als Gemeinschaftsprojekt. Die einen haben ein Restaurant, andere bieten Unterkünfte, in denen die Gäste mit der Lokalbevölkerung zusammen leben. Andere bieten Exkursionen zu Fuss oder in Ruderbooten an. Vier weitere "Circuitos Turisticos" haben Dorfgemeinschaften zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern des Projekts aufgebaut. Sie begleiten die Gäste auch auf Mountainbikes oder Pferden. Zu zeigen haben sie viel: der Titicacasee und sein Ufer ist allein ein Erlebnis, die angrenzende Bergwelt ebenso. Es gibt Bauwerke aus der Prä-Inka-Zeit und Dörfer, in denen das Leben seit Jahrhunderten gleich abläuft. Die einheimischen Guides garantieren, dass die Touren mit Respekt für ihre Kultur angelegt sind.
Das Swisscontact-Projekt ist im März 2010 wie geplant abgeschlossen worden. Brigida Ascencio sinniert: "Ich bin dankbar für alles, was ich in diesen Kursen gelernt habe. Die Lehrer waren geduldig und halfen uns, Neues zu lernen und zu verbessern, was wir bereits konnten. Wir wünschen uns, weiter zu lernen, uns weiter zu entwickeln, bis unser Angebot echte Qualität hat – Qualität, dieses Wort hat für uns in den Kursen eine neue Bedeutung erhalten."
Mehr über die fünf nachhaltigen Toursimusdestinationen in der Region Puno erklärt die Website: www.gesturpuno.org (in Spanisch). Swisscontact fördert den nachhaltigen Tourismus in Peru weiterhin mit Projekten im Süden, in der Region Ancash und zwischen Nazca und Cusco.