Tourismus als Musterknabe der Weltwirtschaft
Reisezahlen auf Rekordniveau
Trotz Tsunami, Hurrikanen und Terrorgefahr verbuchte die internationale Reisetätigkeit im 2005 neue Rekorde, wie die Welttourismusorganisation (UNWTO) Ende Januar 2006 stolz vermeldete: Weltweit wurden 808 Millionen internationale Reisen unternommen, das bedeutet nochmals eine Steigerung von 5,5 Prozent auf das Vorjahr 2004, das bereits mit 10 Prozent Wachstum die höchste Zuwachsrate seit 20 Jahren ausgewiesen hatte. Im 2004 wurden für diese Reisen insgesamt 500 Milliarden US Dollar ausgegeben, das sind an die 1,4 Milliarden US Dollar täglich. Für 2006 prognostiziert die UNWTO einen weiteren Zuwachs der Reisenden um vier bis fünf Prozent. Bis 2020 sollen sich die internationalen Ankünfte nochmals verdoppeln und die Erlöse daraus gar vervierfachen. Positiv stimmte UNWTO-Generalsekretär Francesco Frangialli vor allem, dass sich der Tourismus so schnell von Katastrophen erhole, dass für sämtliche Regionen der Welt Zuwächse zu vermelden seien, selbst für die vom Tsunami betroffenen Länder mit Ausnahme der Malediven. Die Tourismusbranche habe doch in den vergangenen Jahren enorm an „Widerstandskraft“ gewonnen, kommentierte Frangialli das Glanzergebnis. /plus
«Open Mind – Open World»
Weltoffenheit und Zuversicht verströmt der Spitzenverband der Tourismusbranche World Travel & Tourism Council (WTTC) mit seinem Motto für die Jahrestagung im April 2006, wo sich die 100 Top-Manager der wichtigsten Tourismuskonzerne das Stelldichein gaben. Seit nunmehr 15 Jahren hämmert der WTTC Politikern und Regierungen aller Welt gebetsmühlenartig seine Botschaft ein: Tourismus ist der grösste Wirtschafszweig und Arbeitgeber der Welt. Dies Jahr untermauert er sein Message mit neuen Fakten, die er auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin vorlegte. Wie gewohnt berücksichtigt der WTTC bei seinen Erhebungen nicht bloss die internationalen, sondern auch die nationalen Reisen und rechnet zur eigentlichen Reisetätigkeit grosszügig auch die vor- und nachgelagerten Branchen – von Reiseleitern über Taxifahrer bis zum Baugewerbe – dazu. So ermittelt der WTTC Erlöse von insgesamt über 6 Billionen US Dollar aus dem globalen Tourismus, der damit heute schon mehr als 10 Prozent des Welt-Bruttosozialproduktes ausmache. Mit 234 Millionen Beschäftigten halte der Tourismus zudem 8,7 Prozent am weltweiten Arbeitsmarkt. Privatisierung und Liberalisierung sind für WTTC-Präsident Jean-Claude Baumgarten die Rezepte für das erfolgreiche weitere Wachstum der Branche. Dies liess er anfangs März 2006 gegenüber der Fachzeitschrift Fremdenverkehrswirtschaft verlauten. Dabei bezeichnete er auch den Vorstoss des französischen Staatspräsidenten Chirac, für die Bekämpfung der Armut eine Steuer auf Flugtickets zu erheben, unverhohlen als «unsinnig» und appellierte an die derzeitige österreichische EU-Ratspräsidentschaft, dieses Ansinnen endgültig zu den Akten zu legen. /plus
Quellen: Presse Release UNWTO 24.1.2006, www.world-tourism.org; UNWTO: Tourism Highlights 2005, Long-term Prospects; Presse Release WTTC 6.3.2006, www.wttc.org; www.globaltraveltourism.com; Fremdenverkehrswirtschaft 3.3.2006