Tourismus als schnell wachsende Klimagefahr!
Der Tourismus trägt 5 % zu den globalen CO2-Emissionen bei. Werden noch andere Treibhauseffekte berücksichtigt, könnte der Anteil der Reiseindustrie am menschengemachten Klimawandel sogar bis zu 9 % betragen. 75 % der tourismusbedingten CO2-Emissionen kann dem Personentransport per Flugzeug und Auto zugerechnet werden, 21 % der Unterkunft und 4 % den Aktivitäten vor Ort. Aufgrund der starken Wachstumsprognosen, besonders im internationalen Reiseverkehr, wird bis zum Jahr 2020 eine Verdoppelung der heutigen Personenflugkilometer und bis zum Jahr 2035 eine Verzweieinhalbfachung der Emissionen aus dem Tourismus prognostiziert (+161 %).
Auf dieser Basis fand vom 14. bis 15. September in Göteborg, Schweden, das Symposium „Tourism & Travel in the Green Economy“ in Vorbereitung für die UN Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember statt. Vertreter der wichtigsten internationalen Organisationen, der Tourismuswirtschaft und von NGOs diskutierten zwei Tage in Göteborg über mögliche Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch das Reisen. Jean-Claude Baumgarten, Präsident des WTTC (World Travel and Tourism Council), spricht sich dabei für den Ausbau der Flughäfen als Beitrag zum Klimaschutz aus. Baumgarten meint, dass durch zu wenige Landebahnen auf den großen Flughäfen viele Warteschleifen geflogen werden müssen und dadurch "Millionen von Tonnen Kerosin in die Luft gepumpt werden".
Christian Baumgartner, Generalsekretär der Naturfreunde Internationale und Mitglied der Tourism Sustainability Group der EU, spricht daraufhin von unfassbarer Perspektivenlosigkeit der Tourismuswirtschaft. "Scheinbar haben die Entscheidungsträger der Wirtschaft die Zeichen der Zeit noch immer nicht erkannt. In der Vorbereitung der Weltklimakonferenz in Kopenhagen sollten eher Selbstverpflichtungen, Kerosinbesteuerung und die vollständige Aufnahme des Flugverkehrs in den Emissionshandel diskutiert werden, als von weiterem unkontrolliertem Wachstum des Flugverkehrs zu träumen." Warteschleifen können nur mit "Single European Sky" vermieden werden um eine bessere Koordination der eingehenden Flüge zu erreichen.
Die Entwicklung des Tourismussektors liegt derzeit weitab der vom IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) empfohlenen globalen Reduktionsziele, um unter der 2-Grad-Grenze zur Vermeidung extrem gefährlicher Folgen des Klimawandels zu bleiben. Auch die von der EU angestrebte CO2-Reduktion von minus 30 % bis zum Jahr 2020 scheint für den Tourismus aus heutiger Sicht unerreichbar. Neben technologischen Maßnahmen müssten dafür umfangreiche Schritte zur Veränderung beim Reiseverhalten („seltener, weniger weit, längerer Aufenthalt“) und sinnvolle Regulierungen zur Verlagerung des Verkehrsaufkommens von energieintensiven Transportmitteln wie Flugzeug und Auto auf energieeffiziente Träger wie Bus und Bahn umgesetzt werden, so eine von der Welttourismusorganisation (UNWTO), des UN-Umweltprogramms (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Auftrag gegebene Studie aus dem Jahr 2007.
„Wenn dem Trend Richtung steigender Flugreisen kein Einhalt geboten wird, kann der Tourismus in 50 Jahren mehr zur Klimaveränderung beitragen als alle anderen Wirtschaftssektoren. Sowohl die Reisenden als auch die Tourismuswirtschaft müssen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Konsequenzen einer Erderwärmung, wie zum Beispiel extreme Wetterereignisse (Hitzewellen, Dürre, Wirbelstürme, Überschwemmungen) und sich verschiebende Lebensräume und Vegetationszonen können nicht mit Geld rückgängig gemacht werden“, meint Anna Winkler, Geschäftsführerin von respect dazu.
Kontakt:
respect – Institut für integrativen Tourismus und Entwicklung
Mag. (FH) Anna Winkler, Geschäftsführerin
+43 (0) 1 895 62 45-22; anna.winkler@respect.at
www.respect.at
Naturfreunde Internationale
Dr. Christian Baumgartner, Generalsekretär
+43 (0) 1 892 38 77-11; christian.baumgartner@nf-int.org
www.nf-int.org
Bild: http://www.tenerife-island-tourism.com