Um den Kulturtourismus auf dem afrikanischen Kontinent zu fördern, planen die Welttourismusorganisation WTO zusammen mit der UNESCO die Erschliessung der ehemaligen «Sklavenroute». Vorgesehen sind das Instandstellen verschiedener Gebäude dieser Epoche, darunter namentlich die Forts entlang der senegalesi­schen und ghanesischen Küste, spezielle Ausstellungen in verschiedenen Museen, sowie Öffentlichkeitsarbeit in ausgewählten westlichen Ländern. An einer Zu­sammenkunft im südafrikanischen Durban wurden erste Vorschläge von den TourismusministerInnen zwölf afrikanischer Länder gutgeheissen. Führend im touristischen Ausbau der «Sklavenroute» sind Senegal und Ghana, gefolgt von Sansibar und Kenya. Laut WTO soll das Projekt Hintergründe und Zusammen­hänge des Sklavenhandels erklären und auf die kulturellen Auswirkungen auf­merksam machen. Es könnte so zum Einstieg für all diejenigen werden, die mehr über die Geschichte Afrikas und seiner BewohnerInnen wissen möchten, hofft Ousmane N’Diaye, Regionalvertreter der WTO für Afrika. In einem zweiten Schritt möchte man das Projekt auch auf Lateinamerika und, die Karibik auswei­ten. Der Versuch, den Kulturtourismus in Afrika anzukurbeln, muss im Zusammen­hang mit den auf dem afrikanischen Kontinent insgesamt rückläufigen Touris­museinnahmen gesehen werden. Laut dem Afrikanischen Tourismusverband A TA sanken die Einkünfte im letzten Jahr um rund eine Milliarde Mark auf 7,7 Milliarden. Ob das geplante Projekt allerdings die gewünschten Einnahmen bringt, ist nicht unbestritten. Bereits haben britische Reiseunternehmen Bedenken ange­meldet‑. Die TouristInnen, so ihre Einschätzung, bereisen die afrikanischen Länder wegen der Sonne und den schönen Landschaften, und nicht um an ein unan­genehmes Kapitel europäischer Kolonialgeschichte erinnert zu werden.
Jeune Afrique 20.‑26.6.95, Mail and Guardian 15.6.‑22.6.95; NZZ 20.6.95/kg