Tourismus und Klima: Wer bremst die Irrfahrt in die Katastrophe?
Basel, 22.10.2009, akte/ "Wenn der Tourismus ein Land wäre, stünde er in der Rangliste der Hauptemittenten von Treibhausgasen an fünfter Stelle", bilanziert der KlimaexperteMichael Hall der Universität Christchurch in Neuseeland. Trotzdem wehrt sich die Branche weiterhin gegen griffige Massnahmen zu einer effektiven Reduktion von Treibhausgasen dort, wo sie entstehen. Dieses "business-as-usual"-Szenario mit dem ungebremst ansteigenden Flugverkehr führt laut Klimaexperten dazu, dass der Ausstoss an Treibhausgasen aus dem Tourismus, selbst unter Berücksichtigung aller Energieeffizienzgewinne, zwischen 2050 und 2060 das gesamte globale Emissionsbudget übersteigen würde. Schon heute sind die Schäden der Klimaerwärmung unbezifferbar, und die Opfer gehören meist zu den 95-97 Prozent der Menschen, die sich keine Flugreise leisten können.
Am Klimagipfel in Kopenhagen vom kommenden Dezember sind die PolitikerInnen gefordert, den boomenden Flug- und Schiffsverkehr und damit auch den Tourismus endlich in die Pflicht zu nehmen. In ihrem Positionspapier macht Christine Plüss, Geschäftsführerin des arbeitskreises tourismus & entwicklung, eine Auslegeordnung der Fakten, Haltungen und Forderungen, die zu Tourismus und Klima auf dem Tisch liegen. Dabei vermeidet sie die einseitige Fokussierung auf den Flugverkehr und öffnet den Blick für die Zusammenhänge. Der Klimawandel stelle die Frage nach einer gerechten, nachhaltigen Entwicklung des Tourismus, der den Klimazielen der internationalen Gemeinschaft Rechnung trage, in neuer, jäher Dringlichkeit. Das alte Credo der Tourismuswirtschaft, Wachstum mit Entwicklung und gar der Überwindung der Armut in den Ländern des Südens gleichzusetzen, halte der Realität nicht Stand. Es brauche nicht einfach mehr TouristInnen, sondern eine neue Qualität im Tourismus, die der Bevölkerung in den Gastländern neue Perspektiven eröffne und sie auch dabei unterstütze, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen.