Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und Solidaritätsgruppen zu Burma aus 13 europäischen Ländern lancierten anlässlich ihrer Jahreskonferenz Ende März 2003 eine internationale Kampagne gegen Lauda Air/Austrian Airlines (AUA). In einem offenen Brief an AUA-Direktor Joseph Burger protestierten sie gegen Lauda Air, die in Zusammenarbeit mit AUA als einzige europäische Fluggesellschaft seit November 2002 Direktflüge nach der burmesischen Hauptstadt Rangoon anbietet. Burma werde von einer rücksichtslosen Militärdiktatur regiert, die sich Menschenrechtsverletzungen und Zwangsarbeit schuldig gemacht habe, führt das Schreiben aus und beruft sich auf die demokratische Opposition Burmas, welche Wirtschaftssanktionen fordert, auch im Tourismus. Der mehrmaligen Aufforderung, ihre Flüge nach Rangoon einzustellen, sei Lauda Air nicht nachgekommen. Die Verantwortlichen von Lauda Air/ AUA hatten in einem Brief an die Burma Campaign anfangs Februar ihre Rolle bei der wirtschaftlichen und sozialen Öffnung in verschiedenen abgeriegelten Ländern betont und eine Beendigung ihrer Flüge nach Rangoon auf Ende März angekündigt. Doch dies entpuppte sich als die normale saisonale Einstellung der Flüge bis im Herbst. Deshalb wollen die Menschenrechtsorganisationen mit öffentlichen Protestaktionen den Druck auf AUA verstärken; bereits fand eine öffentliche Kundgebung vor der AUA-Vertretung in den Niederlanden statt.
Die zur Jahreskonferenz der UN-Menschenrechtskommission in Genf eingetroffenen Vertreter der burmesischen Demokratiebewegung im Exil unterstrichen anfangs April gegenüber dem arbeitskreis tourismus & entwicklung, wie wichtig es sei, dass der internationale Druck mit politischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen das Militärregime weiter verstärkt werde. Die Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aus dem langjährigen Hausarrest vor genau einem Jahr habe neue Hoffnungen geweckt. Doch seien die Militärs nicht zum Dialog und zur demokratischen Öffnung des Landes bereit. Bereits im November 2002 drückte der von Kofi Annan eingesetzte Special Rapporteur der UNO für Burma, Ismail Razali, seine Enttäuschung über die ausbleibenden politischen Fortschritte in Burma aus und drohte mit seiner Demissionierung; der Dialog zwischen den Militärherrschern und den legi-timen Kräften der Demokratiebewegung sowie der ethnischen Gruppen könne gar nicht als solcher bezeichnet werden. Derweil spitzt sich die wirtschaftliche und humanitäre Situation im Lande weiter zu; im Februar geriet das vornehmlich für Geldwäscherei aus dem Drogenhandel funktionierende Bankensystem in eine akute Krise; die einheimischen Kontoinhaber können ihre Ersparnisse nicht mehr abheben.
Die Leaderin der Demokratiebewegung, Aung San Suu Kyi, erklärte in einem ausführlichen Interview, das sie anfangs Jahr dem Welschschweizer Fernsehmitarbeiter Claude Schauli gewähren konnte, mit welchen Schritten sie eine Transition in Burma erwirken will. Unerschütterlich und hoffnungsvoll wie immer bat sie um Geduld, Unterstützung und Verständnis, auch bei ihren Landsleuten, und bekräftigte den Sanktionskurs, solange keine Reformen in Sicht seien. Dabei bezog sie sich auch klar auf den Tourismus: Für den Tourismus werde zwar heute keine Zwangsarbeit mehr so offen zu sehen sein wie früher. Doch müsste die bur-mesische Bevölkerung weiterhin Zwangsarbeit leisten, im Strassenbau oder für das Militär. Bis der Dialog zwischen Militär und demokratischen Kräften effektiv aufgenommen werde, wolle man auch keinen Tourismus. Dies könne Folgen haben für die Leute, die im Tourismus beschäftigt seien, doch das seien verhältnismässig wenige; man könne sicher nicht sagen, die Bevölkerung des Landes würde deshalb leiden. Sie sei zudem der Ansicht, kein Land dürfe sich für seine Deviseneinkünfte vom Tourismus abhängig machen. /plus

Quellen: Presseerklärung 31.3.2003 des Burma Centrum Netherland für die Kampagnenkoalition, www.burmacentrum.nl; Briefwechsel der Burma Campaign mit AUA 25.2.2003, www.burmacampaign.org.uk; Clean List and Dirty List, Companies supporting the Regime in Burma, www.burmacampaign.org.uk; www.irrawaddy.org; www.burmalibrary.org; Femina 6.4.2003; „Aung San Suu Kyi – La Birmanie de l’Espoir“, Dokumentarfilm von Claude Schauli, Television Suisse Romande, 8.4.2003; Interviews mit den Vertretern der demokratischen Kräfte Burmas im Exil Thaung Htun, Bo Kyi, Soe Aung in Genf am 5.4.2003