Tourismus und Menschenrechte in Sri Lanka: Ein runder Tisch weicht Fronten auf
In verschiedenen Regionen in Sri Lanka ist es aufgrund von Tourismusprojekten zu Menschenrechtsverletzungen gekommen. In Kuchchaveli, im Osten der Insel, hat das Militär einen grossen Landabschnitt am Meer besetzt und in eine Tourismuszone umgewandelt. Die Lokalbevölkerung wurde vertrieben und Fischer dürfen dieses Gebiet nicht betreten. Viele haben daraufhin ihre Existenzgrundlage verloren. In Kalpitiya, im Nord-Westen des Landes, sucht Sri Lanka aggressiv nach Investoren, welche auf den wunderschönen, kleinen Inseln Hotels bauen. Der Lokalbevölkerung wurde es an einigen Stellen verboten zu fischen. Es ist ebenfalls zu Landraub gekommen. Eine Bewohnerin hat gegen den Landraub durch ein Hotel geklagt und vor Gericht gewonnen. In Passikudah, im Osten Sri Lankas, wurden nach dem Bau der vielen Luxusunterkünfte die Fischer vom Strand vertrieben. Sie haben nun nur einen kleinen Platz zur Verfügung, der bei weitem nicht für alle Boote ausreicht. In Kankesanthurai auf der Jaffna-Halbinsel, ganz im Norden des Landes, führt das Militär ein Hotel in der Hochsicherheitszone. Zu dieser hat die Lokalbevölkerung, welche 1990 vertrieben wurde, keinen Zutritt. Die Hotelangestellten sind allesamt Soldaten. Das Militär betreibt weitere Hotels im gesamten Land. Für die nächsten Jahre plant das Militär gemäss eigenen Angaben gesamthaft 150 Hotels.
Reiseveranstalter in der Schweiz und in Deutschland reagieren
Dies sind einige der Fakten aus einem Bericht, die ein lokales multiethnisches Rechercheteam im Auftrag der Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz (GfbV) zusammentrug. Die GfbV publizierte den Bericht im Februar dieses Jahres (der arbeitskreis tourismus & entwicklung hat in diesem Zusammenhang seinen Kommentar zu Tourismus in Post-Konflikt-Gebieten publiziert) und bat die Branche um eine Stellungnahme. Der Schweizer Reise-Verband und der Deutsche ReiseVerband äusserten sich nicht offiziell zum Bericht. Viele Reiseveranstalter nahmen den Bericht hingegen sehr wohlwollend auf und kündigten Massnahmen an, um die Situation der Lokalbevölkerung zu verbessern.
Kuoni stellt fest, dass sie das Thema Menschenrechte in ihrem Unternehmen sehr ernst nehmen würden. Sie gaben an, dass sie ihre Destinationen fortlaufend überprüfen und sich als gesamtes Unternehmen der Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet haben. Hotelplan hat den GfbV-Bericht zur Kenntnis genommen und diskutiert nun mit verschiedenen Stakeholdern (unter anderem weitere Schweizer Reiseunternehmen), wie die Wirkungen des Tourismus in Sri Lanka verbessert werden kann. Dem Unternehmen DER Touristik waren die Sachverhalte nicht bekannt. DER Touristik sagte zu, mögliche Handlungsoptionen zu prüfen. Die TUI Gruppe begrüsste die GfbV-Studie und sucht den Dialog mit allen Stakeholdern ihrer Tourismusprojekte. Studiosus Reisen nahm die Ergebnisse des Berichts ernst und hat bereits zwei Hotels, welche im Bericht negativ erwähnt wurden, aus ihrem Angebot gestrichen.
Workshops mit Lokalbevölkerung
Die GfbV suchte nicht nur den Dialog mit Reiseveranstaltern in Europa, sondern auch mit der betroffenen Lokalbevölkerung in Sri Lanka. Zusammen mit NAFSO (National Fisheries Solidarity Movement) führte die GfbV Workshops durch. Diese fanden im Mai und Juni 2015 in Kuchcha-veli, Passikudah, Jaffna und Kalpitiya statt. Dabei wurden die Ergebnisse des GfbV-Berichts vorgestellt sowie engagiert über Tourismusentwicklung und Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung diskutiert. Die Teilnehmenden realisierten, dass die Tourismusentwicklung ihnen zugutekommen sollte. Jeder Workshop förderte auch neue, im Bericht noch nicht aufgeführte, Probleme zutage.
Die Workshops in Kuchchaveli (30 Teilnehmende) und Kalpitiya (über 60 Teilnehmende) waren sehr gut besucht. In Kalpitiya nahmen mehrheitlich Frauen teil. Die Workshops in Jaffna und Passikudah hingegen waren mit je 15 Teilnehmenden eher schlecht besucht. Grund dafür könnte die immer noch heikle Sicherheitslage sein. So wurde der Workshop in Passikudah von zivilen Ermittlern des CID (Criminal Investigation Department) kontrolliert und musste unterbrochen werden. Einer der Ermittler drohte einem NAFSO-Mitarbeiter mit körperlicher Gewalt. Auch in Jaffna kann die kleine Teilnehmerzahl auf die Angst vor Überwachung zurückgeführt werden. Die Anwesenden konnten jedoch teilweise zum ersten Mal offen ihre Probleme ansprechen.
Colombo – Round-Table-Dialog
Am 9. Juni fand in Colombo ein Runder Tisch statt, organisiert von NAFSO und der GfbV. Ziel war es, mit allen Stakeholdern einen Dialog zu führen und Lösungen für die vom Tourismus betroffene Bevölkerung zu finden. Die Teilnehmenden der Workshops konnten dabei ihre Sichtweise darlegen. Ebenso eingeladen waren Regierungsvertreter, Hoteliers, Investoren und Mitglieder der Zivilgesellschaft. Nicht vertreten war die sri-lankische Tourismusbehörde, die auf mehrere Einladungen nicht reagierte. Hingegen stellten sich ein Vertreter des Fischereiministeriums sowie mehrere Hoteliers den Vorwürfen der Lokalbevölkerung und der engagiert geführten Round-Table-Diskussion. Der Vertreter des Fischereiministeriums und die Hoteliers gaben zu, dass es zu Fehlern gekommen war. Die Beispiele der Lokalbevölkerung trugen dazu bei, dass die Hoteliers verkündeten, künftig auf die Rechte und Interessen der lokalen Bevölkerung zu achten.
Der positive Verlauf des Runden Tisches liess die Hoffnung wachsen, dass es gelingen könnte, eine friedliche Koexistenz zwischen Tourismus und Lokalbevölkerung herzustellen, die alle Seiten zufriedenstellt. Die GfbV plant fürs 2016 einen weiteren Runden Tisch in Sri Lanka, zu dem auch die sri-lankische Tourismusbehörde wieder eingeladen wird.
Reiseveranstalter in der Schweiz und in Deutschland reagieren
Dies sind einige der Fakten aus einem Bericht, die ein lokales multiethnisches Rechercheteam im Auftrag der Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz (GfbV) zusammentrug. Die GfbV publizierte den Bericht im Februar dieses Jahres (der arbeitskreis tourismus & entwicklung hat in diesem Zusammenhang seinen Kommentar zu Tourismus in Post-Konflikt-Gebieten publiziert) und bat die Branche um eine Stellungnahme. Der Schweizer Reise-Verband und der Deutsche ReiseVerband äusserten sich nicht offiziell zum Bericht. Viele Reiseveranstalter nahmen den Bericht hingegen sehr wohlwollend auf und kündigten Massnahmen an, um die Situation der Lokalbevölkerung zu verbessern.
Kuoni stellt fest, dass sie das Thema Menschenrechte in ihrem Unternehmen sehr ernst nehmen würden. Sie gaben an, dass sie ihre Destinationen fortlaufend überprüfen und sich als gesamtes Unternehmen der Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet haben. Hotelplan hat den GfbV-Bericht zur Kenntnis genommen und diskutiert nun mit verschiedenen Stakeholdern (unter anderem weitere Schweizer Reiseunternehmen), wie die Wirkungen des Tourismus in Sri Lanka verbessert werden kann. Dem Unternehmen DER Touristik waren die Sachverhalte nicht bekannt. DER Touristik sagte zu, mögliche Handlungsoptionen zu prüfen. Die TUI Gruppe begrüsste die GfbV-Studie und sucht den Dialog mit allen Stakeholdern ihrer Tourismusprojekte. Studiosus Reisen nahm die Ergebnisse des Berichts ernst und hat bereits zwei Hotels, welche im Bericht negativ erwähnt wurden, aus ihrem Angebot gestrichen.
Workshops mit Lokalbevölkerung
Die GfbV suchte nicht nur den Dialog mit Reiseveranstaltern in Europa, sondern auch mit der betroffenen Lokalbevölkerung in Sri Lanka. Zusammen mit NAFSO (National Fisheries Solidarity Movement) führte die GfbV Workshops durch. Diese fanden im Mai und Juni 2015 in Kuchcha-veli, Passikudah, Jaffna und Kalpitiya statt. Dabei wurden die Ergebnisse des GfbV-Berichts vorgestellt sowie engagiert über Tourismusentwicklung und Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung diskutiert. Die Teilnehmenden realisierten, dass die Tourismusentwicklung ihnen zugutekommen sollte. Jeder Workshop förderte auch neue, im Bericht noch nicht aufgeführte, Probleme zutage.
Die Workshops in Kuchchaveli (30 Teilnehmende) und Kalpitiya (über 60 Teilnehmende) waren sehr gut besucht. In Kalpitiya nahmen mehrheitlich Frauen teil. Die Workshops in Jaffna und Passikudah hingegen waren mit je 15 Teilnehmenden eher schlecht besucht. Grund dafür könnte die immer noch heikle Sicherheitslage sein. So wurde der Workshop in Passikudah von zivilen Ermittlern des CID (Criminal Investigation Department) kontrolliert und musste unterbrochen werden. Einer der Ermittler drohte einem NAFSO-Mitarbeiter mit körperlicher Gewalt. Auch in Jaffna kann die kleine Teilnehmerzahl auf die Angst vor Überwachung zurückgeführt werden. Die Anwesenden konnten jedoch teilweise zum ersten Mal offen ihre Probleme ansprechen.
Colombo – Round-Table-Dialog
Am 9. Juni fand in Colombo ein Runder Tisch statt, organisiert von NAFSO und der GfbV. Ziel war es, mit allen Stakeholdern einen Dialog zu führen und Lösungen für die vom Tourismus betroffene Bevölkerung zu finden. Die Teilnehmenden der Workshops konnten dabei ihre Sichtweise darlegen. Ebenso eingeladen waren Regierungsvertreter, Hoteliers, Investoren und Mitglieder der Zivilgesellschaft. Nicht vertreten war die sri-lankische Tourismusbehörde, die auf mehrere Einladungen nicht reagierte. Hingegen stellten sich ein Vertreter des Fischereiministeriums sowie mehrere Hoteliers den Vorwürfen der Lokalbevölkerung und der engagiert geführten Round-Table-Diskussion. Der Vertreter des Fischereiministeriums und die Hoteliers gaben zu, dass es zu Fehlern gekommen war. Die Beispiele der Lokalbevölkerung trugen dazu bei, dass die Hoteliers verkündeten, künftig auf die Rechte und Interessen der lokalen Bevölkerung zu achten.
Der positive Verlauf des Runden Tisches liess die Hoffnung wachsen, dass es gelingen könnte, eine friedliche Koexistenz zwischen Tourismus und Lokalbevölkerung herzustellen, die alle Seiten zufriedenstellt. Die GfbV plant fürs 2016 einen weiteren Runden Tisch in Sri Lanka, zu dem auch die sri-lankische Tourismusbehörde wieder eingeladen wird.