Tourismus und Menschenrechtsverletzungen in Burma
Rund 20’000 TouristInnen besuchten 1993 Burma, im Jahr zuvor waren es erst 11’400. Eine halbe Million sollen es laut den burmesischen Militärs in drei bis vier Jahren sein. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Militärjunta bereits einige konkrete Massnahmen ergriffen. So ist für AusländerInnen seit Herbst 93 ein zweiwöchiger Aufenthalt möglich, bisher geschlossene Gebiete wurden für TouristInnen geöffnet sowie auch neu die Einreise über den Landweg (nur für Gruppenreisen) bei Tachilek und Mae Se an der thailändischen und Mus-Se an der chinesischen Grenze ermöglicht. Für das 1995 geplante Visit Burma Year wird bereits heute kräftig die Werbetrommel gerührt. Ausländische Tourismusunternehmen, hauptsächlich aus dem asiatisch-pazifischen Raum, unterstützen die Tourismusförderung der burmesischen Militärjunta. Die notwendige Infrastruktur wird ausgebaut. Durch das Gebiet des Goldenen Dreiecks – Thailand, Burma und Laos -, wo der Drogen- und Frauenhandel blüht, wird für Handel und Tourismus die kaum mehr befahrbare Verbindungsstrasse zwischen Nordthailand und der chinesischen Provinz Yünnan wieder instand gestellt. Gebaut wird sie von Häftlingen in Zwangsarbeit. Für die Finanzierung zeichnen China und Thailand. Der Flughafen von Rangun wird zur Zeit erweitert und für ein grösseres Flugaufkommen ausgerüstet.
Mit der vehementen Tourismusförderungspolitik verfolgt die burmesische Militärjunta hauptsächlich zwei Ziele. Zum einen profitiert das Regime in wirtschaftlicher Hinsicht: Ein Zwangsumtausch von 200 US-Dollar zu einem massiv überhöhten Kurs ist weiterhin in Kraft, die hohen Eintrittsgebühren für die Besichtigung der kulturellen Sehenswürdigkeiten fliessen in die Staatskasse. Zum anderen kommt eine steigende Zahl fremder BesucherInnen der Militärregierung, die neuerdings Wert auf Imagepflege im Ausland legt, durchaus gelegen. Dort, wo die TouristInnen hingeführt werden, sehen sie nichts von den brutalen Menschenrechtsverletzungen. Laut dem neusten Bericht des UNO-Beauftragten für Burma vom Februar 94 werden die Menschenrechte ungeachtet internationaler Proteste ständig missachtet. Am stärksten betroffen sind die ethnischen Minderheiten im Bergland – das Friedensabkommen der Regierung mit den Rebellenführern im Februar hat an der Situation der Zivilbevölkerung nichts geändert – und die demokratische Opposition. Hunderttausende sind im Land selber umgesiedelt worden. Rund 400’000 Flüchtlinge leben unmittelbar ausserhalb der Landesgrenzen.
Die zur Zeit häufig propagierte Öffnung Burmas, die hauptsächlich an einer liberaleren Tourismuspolitik festgemacht wird, ist vor diesem Hintergrund fragwürdig. Es herrsche gemäss dem amnesty international-Bericht von 1993 ein Klima der Angst. Die Bevölkerung Burmas sei gegenüber AusländerInnen äusserst zurückhaltend. Menschenrechtsorganisationen wie die in Hong Kong ansässige Asian Human Rights Commission und das Burma Rights Movement for Action mit Sitz in Bangkok fordern vielmehr die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen sowie die Einsetzung der 1990 demokratisch gewählten Regierung.
Tourism Investigation & Monitoring Team, Bangkok March 1994, Burma Issues February 94, Burma News December 93, Swissaid Partnerschaften Dezember 93/gf