Tourismus und Reisen machen die Ziele der Pariser Klimakonvention unerreichbar
Die steigenden CO2-Emissionen des globalen Tourismus werden es unmöglich machen, die Klimaziele von Paris zu erreichen. Ursache ist der enorme Anstieg der Nutzung von Flugzeugen durch Urlauber und Geschäftsreisende. Bis zum Jahr 2100 wird prognostiziert, dass die Weltbevölkerung neun Mal so viele Kilometer zurücklegt wie 2015 und die durchschnittliche zurückgelegte Strecke pro Fahrt sich verdoppelt. Der Anteil der Luftfahrt an den CO2-Emissionen des Tourismus wird von 50 Prozent im Jahr 2005 auf mehr als 75 Prozent im Jahr 2100 steigen, auch wenn die meisten Fahrten mit dem Auto zurückgelegt werden. Dies sind die Berechnungen von Dr. Paul Peeters, der auch Lektor an der Fachhochschule NHTV Breda ist. TouristInnen sind derzeit für etwa 5 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich, aber dieser Anteil wird deutlich steigen.
Vernachlässigbarer Effekt
Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) ist verantwortlich für die Reduzierung von Emissionen im internationalen Luftverkehr. Peeters These zeigt jedoch, dass die 2016 von der ICAO angekündigten Massnahmen eine zu vernachlässigende Wirkung haben werden. Selbst eine Kombination stringenter Massnahmen wie eine 200-prozentige Ticketsteuer, 1’000 US-Dollar pro Tonne CO2-Emissionsabgabe, maximale Nutzung von Technologie, 90 Prozent Zuschuss für Biokraftstoffe aus erneuerbaren Quellen und 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr Investitionen in Hochgeschwindigkeitszüge werden nicht zu einer punkto Wirtschaft und Klima nachhaltigen Entwicklung des Tourismus führen. Um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, sind direkte Volumenmassnahmen erforderlich, die den Luftverkehr unter seinem derzeitigen Niveau halten. Dazu könnten internationale Vereinbarungen über die Beschränkung der Anzahl Flüge an Flughäfen gehören. Die derzeitige Debatte stellt zu hohe Erwartungen an die technologische Entwicklung der Luftfahrt
ICAO
Gemäss Peeters lautet die wichtigste Empfehlung an die Adresse politischer Entscheidungsträger, eine Politik zu entwickeln, die das Volumen des Flugverkehrs einschliesslich der Zunahme der zurückgelegten Strecke direkt reduziert. Die Verantwortung für die Klimapolitik des internationalen Luftverkehrs bei der ICAO zu belassen, wie es heute der Fall ist, erachtet Peeters praktisch als Garantie für ein Misslingen. Die ICAO vertrete in erster Linie die Interessen der Luftfahrtindustrie, weshalb es unwahrscheinlich sei, dass sie das weltweite Luftverkehrsaufkommen reduzieren könne. Aus diesem Grund müssten die einzelnen Länder auch die Verantwortung für die Emissionen internationaler Flüge ab ihren Flughäfen übernehmen.
Botschaft an die UN-Klimagespräche
Die Forschung von Peeters liefert wichtige Inputs für die Klimaschutzverhandlungen. Der erste besteht natürlich darin, Nationen die Verantwortung für alle Emissionen der Luftfahrt zu übertragen. Die zweite besteht darin, über die Mechanismen und Zuteilungsgrundsätze nachzudenken, die für die Begrenzung der globalen Flughafen- oder Flottenkapazität gelten. Ausserdem müssten die Konsequenzen beider Arten von Massnahmen für verschiedene Teile der Welt bewertet werden. Für die niederländische Politik scheine die derzeitige Politik der maximalen Expansion des niederländischen Hauptflughafens Schiphol auf der Grundlage der Ergebnisse von Peeters kein nachhaltiger Vorschlag für die mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung in den Niederlanden zu sein.