Tourismusförderung der EU: Gefordert ist ein unabhängiges Monitoring!
«Millionen in den Sand gesetzt», betitelt Jürgen Bischof seinen Bericht über die Tourismusfürderung der EU in derjüngsten Ausgabe von GEO‑Saison (10197). Die stolze Summe von 19 Milliarden Mark aus verschiedensten Töpfen hat die EUfür die Förderung des Tourismus im Zeitraum von 1989 bis 1999freige geben. Das sei keine hohe Summe, wenn man das Geld mehr unter dem Gesichtspunkt der Schaffung von Arbeitsplätzen betrachten würde, meint Bernhard Friedmann, Präsident des Europäischen Rechnungshofes, gegenüber dem Journalisten von GEO‑Saison, räumt aber auch ein, dass es in manchen Fällen schwierig nachzuvollziehen sei, auf welcher Grundlage Fördermittel vergeben werden. Bauruinen, verschandelte Naturschutzgebiete, mysteriösfehlende Umweltverträglichkeitsprüfungen, zwiespältige Megaprojekte ohne Bedarfsabklärungen, stattliche in private Taschen versickerte Geldsummen und andere skandalträchtige Geschichten säumen die konzeptionslose EU‑Mittelvergabe, wie sie vom Journalisten Jürgen Bischoffür GEO‑Saison recherchiert wurde. Der Bericht zur Tourismusförderung der EU liest sich in der Tat wie ein Kurzkrimi. Der grösste Anteil der 19 Milliarden verbleibt in Europa, wo es ‑ wie der Autor lakonisch kommentiert ‑ genug Fenster gibt, aus denen sich das gute Geld werfen lässt. Doch gute Millionenfliessen auch in Entwicklungsländer, so zum Beispiel 17 Millionen Mark in die Entwicklung des Karibik Tourismus. Die kurze Auflistung tourismusrelevanter Fördermassnahmen durch die Europäische Kommission, wie sie im Rahmen der Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Bündnisgrünen zum «Internationalen Tourismus» vom März 199 7 zusammengestellt wurde, erhebt keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit, vereinigt aber bereits stattliche 60 Millionen ECUFördermittel an touristische Projekte in diversen Ländern A ikas, Asiens und der Karibik. Damit werden in den betreffenden Ländern wirtschaftlich ganz entscheidend Weichen gestellt, doch nach welchen Kriterien? Wiederholt haben in den letzten Jahren insbesondere Abgeordnete des Bündnis 901Die Grünen im Deutschen Bundestag und im EuropaParlament die Tourismusförderpolitik der EU kritisiert und auf die Einhaltung von Umwelt‑ und Sozialstandards gepocht. Die A uflistung der «FörderungsMüsterchen «, wie sie von Jürgen Bischof in GEO‑Saison präsentiert wird, lässt eindringlich die alte Frage aujkommen: Wann endlich wird die Tourismusförderung der EU seriös und von unabhängiger Seite beobachtet und auf ihre wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen hin überprüft?