Der Tourismusausbau des Mekong-Deltas soll zügig vorangetrieben werden. Dies geht aus einem Bericht hervor, der anlässlich der dritten Konferenz über interregionale Zusammenarbeit zwischen Burma, Kambodscha, China (Yünnan), Laos, Thailand und Vietnam im April 1994 in Hanoi vorgestellt wurde. Für die Realisierung eines Natur-, Kultur- und Abenteuertourismus werde bezüglich Ausbildung und Planung die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Umweltschutzorganisationen gesucht, heisst es im Bericht weiter. Angesichts der geplanten Mega-Resorts in- und ausländischer Tourismusinvestoren befürchten KritikerInnen jedoch, dass einmal mehr den Interessen der betroffenen Bevölkerung kaum Rechnung getragen und die Umwelt zerstört wird.

Burma
Im Rahmen des für 1996 geplanten Visit Burma Year unternimmt die Militärjunta zahlreiche Anstrengungen zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur. Die Hauptstadt Rangoon soll zur «Gartenstadt» werden. Zu diesem Zweck werden mehr als 30’000 Bäume gepflanzt. Ausserhalb von Rangoon soll ein «living museum», ein Modell-Dorf entstehen, in dem alle Ethnien Burmas zu besichtigen sind.
Überhaupt scheinen die Militärs den Tourismusausbau nicht nur aus ökonomischen Gründen zu fördern, sondern auch als eine Strategie, den Widerstand ethnischer Gruppen zu brechen. Die Hauptstadt des ehemaligen Shan-Königreichs, Kenugtung, wo die Militärs 1991 den Königspalast, Symbol des Widerstandes, dem Erdboden gleichgemacht haben, wird für den Tourismus geöffnet und auf dem Land des zerstörten geschichtsträchtigen Gebäudes ein Luxushotel gebaut.
Über 600 Millionen US-Dollar haben AusländerInnen seit der touristischen Öffnung Anfang neunziger Jahre in den Hotelbau investiert. 17 ausländische Unternehmen sind bereits heute im sogenannten «build-operate-and-transfer»- System tätig; das heisst, die ausländische Firma baut und betreibt dreissig Jahre lang steuerfrei das Hotel und übergibt es dann der burmesischen Regierung.

Kambodscha
Aufgrund der politisch instabilen Situation in Kambodscha sind grössere Investitionen bis anhin ausgeblieben. Pläne für den Bau von Feriendörfern sind jedoch bereits gemacht. So hat die kambodschanische Regierung vor, in Kompong Som eine Resort-Anlage zu bauen, die mehrere Vier-Sterne-Hotels, ein Kulturzentrum und ein Kasino umfasst. Zwei ehemalige belgische Mitarbeiter von Medecins sans Frontières und die in Hong-Kong beheimatete Eastern Dragon Hotel Management Co. haben den Plan, im Nordosten des Landes am Vulkansee Boeng Yeak Laon (Provinz Ratanakiri) ein Ferienzentrum mit rund 30 Bungalows und einem 200-Zimmer Luxushotel zu bauen. Die ansässige Bevölkerung der Tampuan befürchtet zu Recht, wie ihr Vertreter in Ratanakiri ausführt, dass sie ihrer Existenzgrundlage als Fischer beraubt und vertrieben werden.

Laos
In enger Zusammenarbeit mit der thailändischen Tourismusbehörde TAT hat das laotische Tourismusamt (NTAL) in den letzten Jahren ausländische Tourismusinvestitionen stark gefördert. Besuchten 1990 erst 14’400 TouristInnen das Land, waren es 1993 bereits 102’700, und für das laufende Jahr erwarten die Behörden einen weiteren Anstieg von rund 30 Prozent. Im Jahr 2000 wird gar eine halbe Million ausländische Gäste erwartet. Erste Auswirkungen des Booms sind bereits sichtbar: In Vientiane, der meistbesuchten Stadt, beklagen sich die BewohnerInnen über die gestiegenen Lebenshaltungskosten, den ihnen fremden Lebensstil ausländischer Gäste, die Zunahme der Prostitution.
Das umstrittene Millionenprojekt Khon Phapheng Resort des thailändischen Investors und Besitzers der Dusit Hotelkette, Sompot Piyaoui, (vgl. Kurznachrichten 1/1994) wurde aufgrund des Protestes laotischer und thailändischer Umweltorganisationen vorerst sistiert; doch Ende März unterzeichnete die Regierung den Vertrag dennoch. KritikerInnern vermuten, dass der thailändische Investor eine Umweltverträglichkeitsprüfung nachgeliefert hatte. Obwohl zur Zeit von offizieller laotischer Seite her noch weitere Abklärungen bezüglich der Umweltverträglichkeit gemacht werden, befürchten die Umweltschutzkreise, dass das ambitiöse Projekt, bevor es fertig gestellt sein wird, bereits irreversible Schäden angerichtet haben wird.

Vietnam
In Non Nuoc, wo sich ein ehemaliges Rest & Recreation Center für US-Soldaten befindet, planen die beiden US-amerikanischen Unternehmen BBI Investement Group und DeMatteis Construction Corp. für rund 380 Millionen US-Dollar zwei Ferienzentren. Für die grössere Anlage in der Nähe der Stadt Da Nang hofft BBI Investment Group einen Joint-Venture Vertrag mit der vietnamesischen Quang Nam-Da Nang Tourist Co. unterzeichnen zu können. Das 280 Millionen US-Dollar-Projekt umfasst vier Drei- bis Fünf-Sterne-Hotels, ein Konferenzzentrum sowie einen Golfplatz. Es handelt sich dabei um die grösste bis anhin von ausländischen Firmen getätigte Investition in Vietnam. Vom vietnamesischen Partner erwartet die BBI Investment Group einen zusätzlichen Betrag von 80 Millionen US-Dollar.
DeMatteis Construction Corp. steht mit Da Nang Tourism Services Co. – einem Reiseunternehmen, das spezielle Ausflüge für US-Kriegsveteranen auf ehemalige Schlachtfelder anbietet – in Vertrags-Verhandlungen und will für rund 100 Millionen US-Dollar am gleichen Strand ein Fünf-Sterne-Hotel, Ferienhäuser, Büroräumlichkeiten und einen Jachthafen bauen.
Trotz Bedenken wegen negativer Auswirkungen des Tourismusbooms, hält die vietnamesische Regierung an ihren Förderungsplänen fest. Bis zur Jahrtausendwende werden rund 3 Millionen ausländische Gäste erwartet, 1990 waren es erst 100’000, doch bereits 1993 besuchten 670’000 TouristInnen das Land.

New Frontiers July 1994; The Economist June 11th 1994; Burma Issues March 1994/gf