Touristen in Island: Die Geister, die ich rief…
Ausgangspunkt der Tourismusentwicklung in Island war die Rezession von 2008. Island wurde davon hart getroffen. Die drei grössten Banken gingen unter, was Island zu einer Billigdestination machte. Gleichzeitig hatten die IsländerInnen weniger verfügbares Einkommen um zu Reisen, und die Fluglinien bauten ihre ausländischen Fluglinien aus und brachten so mehr BesucherInnen. "Der Tourismus hat uns geholfen, aus der Rezession zu kommen und dahin, wo wir jetzt stehen", meint Ólöf Ýrr Atladóttir, die Direktorin des Icelandic Tourist Board. "Wir konnten diese unglaubliche Zunahme am Interesse an Island nicht voraussehen. Dazu kommt, dass in den letzten fünf Jahren weltweit die Rezession überwunden wurde. Menschen reisen immer öfter."
Der Tourismusboom hat Reykjavik zu einer völlig neuen Stadt gemacht
Vor dem Boom hatte Reykjavik wenig mit der modernen Stadt von heute zu tun. Die Zunahme beim Gästeaufkommen hat die Nachfrage nach Airbnb, Carsharing und andere Angebote erhöht, die ihrerseits wieder neue Gäste anziehen. Jetzt übersteigt die Nachfrage das Angebot.
Es gibt massiv zu wenige Wohnungen. Und es gibt massiv zu wenige Hotels", erklärt Sölvi Melax, Gründer des Isländischen Carsharing Startups Cario. "Langzeitmiete wird immer teurer. Und das, weil die Menschen mehr auf Kurzzeitvermietung setzen."
In Island fragen sich die Menschen, wer vom Tourismusboom profitiert
Manche IsländerInnen denken, dass nur das oberste Management vom Tourismus profitiert, während die Lokalbevölkerung mit den damit verbundenen Schwierigkeiten klarkommen müssen.
"Wir merken erst gerade, was Tourismus ist. Der Geschäftszweig ist völlig anders als alle anderen", sagt Atladóttir, und vergleicht Tourismus mit Fischerei, dem früher wichtigsten Wirtschaftszweig Islands. "Man kann rausfahren und fischen, dann fängt man den Fisch und dann fährt man zurück. Irgendwer in der Fabrik bereitet ihn zu, und dann wird er verkauft. Das hat natürlich eine grosse ökonomische Wirkung, aber dann gehen alle nach Hause und das war’s. Die Fische stören nicht weiter in den Strassen und fragen wo die Restaurants liegen, und sie nutzen nicht unsere Busse oder all die anderen öffentlichen Güter. Sie sitzen nicht in unseren Swimming Pools."
Island muss seine Infrastrukturen überprüfen und die diesbezüglichen Regierungspläne
Die Behörden fragen sich, wie viel Mehrverkehr die Flugbranche und das Gastgewerbe mit der bestehenden Infrastruktur bewältigen kann. Um mehr Geld für die Infrastrukturentwicklung zu generieren, hat die Regierung erwogen, am Flughafen-Eintrittsgebühren, Strassenzölle oder andere Arten von Steuern einzuführen.
"Ich kenne keinen, jeder Tourist der hierherkommt und den man fragt, ist bereit, was zu tun und etwas Geld beizutragen", sagt Fridrik Palsson, Besitzer der Boutique Hotel Ranga in Hella.
"Ich plädiere nicht für grenzenlose Besucherzahlen", sagt Skúli Mogensen, Geschäftsführer von Wow Air. "Ich bin völlig einverstanden, dass Besucher ein Problem für die Natur und deren Schutz sein können. Ich habe kein Problem mit einer Art Limitierung. Können wir mit gutem Willen auf fünf Millionen erhöhen? Ja."
Island wird nicht ewig billig sein
Island war in den letzten fünf Jahren eine Billigdestination, aber da die Nachfrage zunimmt, werden auch die Preise mit der Zeit entsprechend steigen.
"Island sollte nicht billig sein, sondern eher teuer", meint Grímur Sæmundsson, Geschäftsführe des isländischen Blue Lagoon Spa. "Man kann mit kleinem Budget nach Island kommen, doch das Bild des Landes ist nicht länger das einer Billigdestination. Es ist eher teuer. Das sind strategische Fragen, die wir gemeinsam mit den Behörden anschauen und klären sollten. Welche Art von Destination wollen wir mit Island in 10-15 Jahren anbieten?"
Die Stimmen stammen vom Skift Podacast, mit Aufnahmen des Skift Reporters Andrew Sheivachman. Sheivachman hat die Eindrücke von seiner Reise nach Island in einem längeren Beitrag wiedergegeben.
Lesen Sie den längeren Beitrag von Andrew Sheivachman auf Skift deep dive.