Im Hinblick auf das für 1996 geplante Tourismusjahr hat die burmesische Junta zwar die Bestimmungen für Einreise und Bewegungsfreiheit im Lande gelockert. Etliche Reisende, die Burma auf eigene Faust entdecken wollen, machten in jüngster Zeit allerdings böse Bekanntschaft mit dem willkürlichen Freiheitsver­ständnis der Militärmachthaber‑ Eine Gruppe von zwölf italienischen TouristInnen wurde auf ihrer Entdeckungsfahrt zu den «Hilltribes» im Norden des Landes von Militäreinheiten aufgegriffen und recht unsanft zurück in die Hauptstadt Rangoon spediert. Ein amerikanisches Ehepaar wurde trotz zuvor erwirkter Bewilligung für einen Besuch in Myitkyina im Staat Kachin bei seiner Ankunft am Flughafen fest­gehalten und nach einer unbequemen Nacht auf dem Abfertigungsschalter (!) un­ter strenger Militärbewachung am nächsten Tag nach Rangoon zurückgeflogen. Ein Dutzend britischer und amerikanischer RadfahrerInnen, die auf Einladung der Myanmar Cycle Federation für eine Velotour nach Burma gereist waren, wurden von den Behörden so schikaniert, dass sie ihr Vorhaben entnervt aufgaben. Auf ihren Protest hin wurden sie von offizieller Seite auf ein Gesetz vom 8.4.95 ver­wiesen, das unabhängiges Reisen in Burma verbietet. Das Gesetz war jedoch so geheim, das weder der burmesische Radverband, noch die amerikanische oder britische Botschaft und nicht einmal Myanmar Travel and Tourism davon Kennt­nis hatten. Einer Gruppe von Studierenden der amerikanischen Universität von Stanford hat das Tourismusministerium im Januar die Einreiseerlaubnis nach Burma verweigert, weil sie bereits mit Aung San Suu Kyi Kontakt aufgenommen und ein Treffen mit ihr vereinbart hatten. Offenbar hatte zuvor bereits eine Gruppe der Universität von Michigan nur in letzter Sekunde die Einreiseverwei­gerung abwenden können unter dem Zugeständnis, sich nicht mit der Friedensno­belpreisträgerin zu treffen. Im offenen Widerspruch dazu werden die wöchentli­chen Versammlungen vor ihrem Haus in Rangoon in der Reiseberichterstattung der westlichen Medien als Touristenattraktion empfohlen. In Diplomatenkreisen hat man jedoch schon länger zur Kenntnis nehmen müssen, dass offizielle Besuche bei der Oppositionsführerin dem burmesischen Staatsrat zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung SLORC mehr als missfallen. So hat anfangs Februar auch der deutsche Entwicklungsminister Carl‑Dieter Spranger seine Reise nach Burma abgesagt, weil er vor die Wahl gestellt wurde, entweder die SLORC‑Regierung oder Aung San Suu Kyi zu treffen.
The Nation 26.1.96; Sunday Post 28.1.96; Bangkok Post 28.1.96; Burma Issues January 96; News Release Burma Büro Köln 8.2.96; The Irrawaddy 15.2.96 Dawn News Bulletin January/February 1996; New Frontiers February 96 und March 96/cp