«Traumferien» auf dem Schlachtfeld
Seit November wirbt die sri-lankische Armee für den neu erstellten Hotelkomplex "Lagoon’s Edge" im Norden Sri Lankas. Staatspräsident und Oberbefehlshaber der Armee, Mahinda Rajapaksa, eröffnete das Hotel Ende November höchstpersönlich. Gedacht ist das Ferienresort für Kriegsveteranen, die den Ort sehen wollen, wo der Anführer der Tamil Tigers, Vellupilai Prabhakaran, getötet wurde. Das Resort überblickt denn auch die Frontlinie der letzten, blutigen Monate des Krieges, die sogenannten "Killing Fields". Gemeint sind die 14 Quadratkilometer, auf denen hunderttausende Tamilen zusammengepfercht waren und unter heftigem Artilleriebeschuss standen. Schätzungen der UNO zufolge starben dabei mindestens 40’000 ZivilistInnen; ein Umstand, den die Regierung bis heute abstreitet. Viele der mutmasslichen Kriegsverbrecher sind noch immer an der Macht und nehmen strategisch wichtige Positionen innerhalb der Regierung oder als diplomatische Vertreter ein.
Air Force transportiert Touristen
Derweil forciert die Regierung Sri Lankas Image als Ferienparadies. Der Reisebuchverlag "Lonely Planet" liess sich offensichtlich von der Propaganda beeindrucken und ernannte Sri Lanka zur Top-Reisedestination 2013. Das ist in mehrerer Hinsicht problematisch: TouristInnen, die Sri Lanka besuchen, laufen Gefahr, mutmassliche Kriegsverbrecher zu unterstützen. Denn auch die Armee tritt als Reiseveranstalterin auf – eine klare Trennung zwischen privaten Unternehmen, der Armee und der Regierung gibt es in Sri Lanka nicht. Helitours, der kommerzielle Arm der sri-lankischen Luftwaffe, bietet beispielsweise Inlandflüge an. "Lonely Planet" verweist im aktuellen Reisehandbuch mehrmals auf Helitours, ohne die Vermischung von Armee und privatem Unternehmen kritisch zu hinterfragen. Im Hintergrundkapitel schreibt "Lonely Planet", der Krieg in Sri Lanka sei beendet – auf die Menschenrechtssituation wird mit keinem Wort eingegangen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat "Lonely Planet" mit den Vorwürfen konfrontiert und kann bereits einen ersten Erfolg verbuchen: "Lonely Planet" hat angekündigt, die Neuauflage des Sri-Lanka-Reiseführers vorzuziehen und auf die aktuellen Entwicklungen in Sri Lanka hinzuweisen.
Dieser Beitrag wurde der Ausgabe 1-2013 von VOICE, der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift der Gesellschaft für bedrohte Völker entnommen. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.