Trendwende im Schweizer Golf?
Die Golfeuphorie in der Schweiz – rund 120 Projektideen liegen vor – scheint ihren Zenit überschritten zu haben. Verschiedene Golfprojekte sind in der letzten Zeit nach Gemeindeabstimmungen endgültig aufgegeben worden; zunehmend wird auch die Wirtschaftlichkeit von Golfplätzen in Frage gestellt. Nach Celerina GR, Bonaduz GR und Gossau ZH scheitert auch die Option Golf in Radelfingen bei Aarberg BE: In einer Konsultativabstimmung nach hitziger Debatte erachteten 70 Prozent der Anwesenden einen Golfplatz als unerwünscht. Hauptgründe für die Ablehnung lagen in der Einschränkung des Erholungserlebnisses, in den Landschaftsveränderungen, im zunehmenden Verkehr und in möglichen sozialen Spannungen innerhalb der Gemeinde.
Zudem konnten die Umweltverbände in einigen Beschwerdefällen zumindest Teilerfolge erzielen: Das Bundesgericht hiess die Beschwerde der Stiftung für Landschaftsschutz, des Schweizer Vogelschutzes und des WWF gegen die geplanten Rodungen (ca. 2000 m2) für den Golfplatz Grimisuat VS gut, indem festgehalten wurde, dass dem grossen faunistischen Reichtum dieser Landschaft – über 50 Tierarten der «roten Liste» – nicht genügend Rechnung getragen wurde. Die Schutzverbände, die gegen das Golfprojekt noch eine weitere Beschwerde hängig haben, hoffen nun, dass das Projekt aufgegeben wird. In Tujetsch GR konnte in einem Beschwerdefall gegen ein Golfprojekt wenigstens die Schonung von Flachmooren erreicht werden; mangels Legitimation konnte aber die Umzonung einer überaus reizvollen Landschaftskammer in eine Golfzone nicht verhindert werden, obwohl nicht wenige Golfer den geplanten Platz als unzweckmässig erachten.
Immer mehr Fragezeichen tauchen auch bezüglich Finanzierung und Wirtschaftlichkeit der Golfplätze auf. In Erlen TG wurde kürzlich von einem drohenden Konkurs gesprochen, obwohl der luxuriöse Platz erst kürzlich eröffnet worden war. Verschiedene Plätze werben fleissig für Mitglieder, was wohl kaum ein Zeichen für einen Golfboom oder gesunde Finanzen darstellt. Wenig imagefördernd sind auch Berichte über dubiose Investoren: In die Golfanlage von Lindau/D flossen 20 Millionen Fr. via Grundschuldbriefe der Omni Holding des Millarden-Pleitiers Werner K. Rey; als Aktienkäufer bewarb sich für den Golfplatz in Wünnewil FR der ebenfalls strafrechtlich verfolgte Berner Pleitier Peter Krüger.
Weitere Informationen: Schweizerische Stiftung für Landschaftsschutz und Landschaftspflege, Raimund Rodewald, Geschäftsleiter, Hirschengraben 11, 3011 Bern, Tel. 031/312 20 01