Tropen sollen Korallen schädigende Sonnencrèmes verbieten
Korallenriffe sind zentral für das Einkommen von 500 Millionen Menschen in den Tropen, erklärten Forschende am vergangenen Welt-Umweltschutz-Kongress der weltweit grössten Naturschutzorganisation IUCN. Doch chemische Bestandteile in Sonnencrèmes verursachen irreparable Schäden an den Korallenriffen. Hawaii ist führend in der Entwicklung der Gesetzgebung zum Verbot von Sonnencrèmes, die Oxybenzone oder ähnlich die Riffe schädigende Bestandteile aufweisen. "Es ist ganz einfach – wenn ein Bestandteil unseren Riffen schadet, ist es das einfachste, ihn zu verbieten", sagt Will Espero, Hawaiis Senator, welche sich der legislativen Herausforderung angenommen hat. "Wir arbeiten gerade eine Gesetzesvorlage aus, sie liegt schon praktisch auf dem Tisch. Sobald sie bereit ist, machen wir sie international bekannt."
Von 27 erlaubten UV-Filtersubstanzen gemäss Anhang 3 der Kosmetikverordnung VKos sind die folgenden neun Korallen schädigend: Oxibenzone, Octinoxate, Avobenzone, Avobenzine, Ethylhexyl, Methoxycinnamat, Homosalate, Octisalate, Octocrylen.
Einige dieser Stoffe dringen auch durch menschliche Haut und stehen im Verdacht, Stoffwechselstörungen zu verursachen. Bei den Korallen schädigen sie die Fortpflanzung sowie die Fähigkeit Sonnenlicht aufzunehmen. Sie verursachen auch grobe Deformationen bei Korallensprossen, wodurch diese keine neuen Flächen besiedeln können.
"Wenn Sie keine jungen Korallen sehen, also so drei bis fünfjährige, dann ist Ihr Riff schon so gut wie tot", erklärt Bob Richmond, ein Meeresumweltforscher der Universität von Hawaii Manoa. "Zudem kann die Verschmutzung durch Sonnenschutzmittel von einem Stand zu weit entfernten reisen."
Hawaii erlebte den ersten grösseren Fall von Korallenbleiche im 2014 und musste seither dem jährlichen Absterben weiterer Korallenriffe zusehen. Schwere Fälle von Korallenbleiche wurden auch bei den Osterinseln, auf Fiji, Tonga und bei verschiedenen karibischen Nationen entdeckt – die alle ihre Wirtschaft stark auf den Tourismus abstützen.
Richmond fügt hinzu, dass die Korallen verschiedensten Stressoren ausgesetzt sind. Dazu gehören auch die globale Erwärmung und die Ozeanversauerung. Doch die Verschmutzung mit Sonnenschutzmitteln kann einfach gelöst werden. Sicher sind Sonnencrèmes mit physikalischen Filtern wie Zink oder Titanoxid.
Studien haben gezeigt, dass die meisten TouristInnen ihre Sonnencrèmes erst am Urlaubsort erwerben. Die Forschenden sind sich einig, dass das Verbot von schädlichen Sonnenschutzmitteln der beste Weg ist, die Sensibilisierung der Reisenden habe sich als ein schwierig erwiesen.
Jeff Bashaw, ein Umweltschützer des Ahihi Kinau Reservats von Maui, koordiniert die lokalen Bemühungen zur Verteilung von Infomaterial an Schnorchel-TouristInnen. Er gibt zu, es sei harzig, daher unterstützt er ein Verbot der schädlichen Sonnencremes "Wir versuchen Partnerschaften mit Dermatologen und Händlern einzugehen, aber es erweist sich als schwierig, da keine Behörde regelt, was auf den Sonnencrèmeflaschen überhaupt angegeben werden muss", sagt er. "Die Kunden glauben vielleicht ein korallensicheres Produkt gekauft zu haben, obwohl es nicht stimmt."
Nach Bagshaws Einschätzung gelangten täglich fast 600 Liter schädliche Sonnenmilch von den TouristInnen in die Korallenriffe von Maui.