Douglas, ein vierzehnjähriger Schüler aus dem pulsierenden Kapstadt, verliert während eines unbeschwerten Nachmittags am Strand seinen Zwillingsbruder Marsden bei einem Kricketunfall. Sein Vater, dessen Ball den Jungen tödlich trifft, wird mit der Tragödie nicht fertig. Die Mutter versucht, der Trauer zu entfliehen, indem sie mit Sohn und Haushälterin in die Karoo, tief ins südafrikanische Hinterland, zieht. Douglas, der dabei ist, seine Kindheit abzustreifen, trägt als «überlebender» Sohn, auch im verschlafenen Klipdorp ein kompliziertes Los. Der alte Moses hilft ihm mit seiner eigenen Geschichte, es zu tragen. Douglas, der aufgeschlossene und vielseitige Teenager, bleibt Aussenseiter in seiner Schule, und Moses ist als schwarzer Tankwart täglich der weissen Willkür ausgesetzt. Zusammen basteln sie an einem alten Volvo und an ihrem Traum, ihr unfreiwilliges Exil hinter sich zu lassen.
Blacklaws’ anrührende Geschichte ist kraft- und gefühlvoll zugleich. Er erzählt sie in einer ungewöhnlich eindringlichen Sprache, feinfühlig, sehnsüchtig und manchmal schonungslos realistisch, was Douglas der Leserin und dem Leser sehr nahe bringt. Und er zeichnet überaus lebendige, authentisch wirkende Bilder zum Südafrika der siebziger Jahre, die auf eigene Erfahrungen und Erlebnisse schliessen lassen. Er kennt zweifellos nicht nur die Auswüchse des Apartheid-Systems und die Befindlichkeiten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, sondern eben auch die Gefühlswelten eines Jungen, der um Verlorenes trauert.

Troy Blacklaws: Malindi. Roman. Aus dem Englischen von Michael Kleeberg. 288 Seiten, Liebeskind, München, 2008, Sfr 33.60, Euro 19.80, ISBN 978-3-935890-50-2