UEFA EURO 2008 und Nachhaltigkeit. Wissenschaftlicher Schlussbericht.
Basel, 30.06.2010, akte/ Wie nachhaltig war die Fussball-Europameisterschaft EURO 2008? Diese Frage stand im Zentrum einer umfassenden Studie, die vom Bundesamt für Sport in Auftrag gegeben wurde. Der nun vorliegende Schlussbericht einer Forschungsgemeinschaft unter der Leitung des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus FIF der Universität Bern kommt zum Schluss, dass die Euro 2008 kurzfristig betrachtet bezüglich aller untersuchten Dimensionen weitestgehend nachhaltig war. Der Beitrag zum Bruttoinlandprodukt betrug gut eine Milliarde Franken. 91 Prozent der Bevölkerung bewerteten den Grossevent im Nachhinein als gut oder sehr gut. Das relativ kurzfristig implementierte Nachhaltigkeitsprogramm mit den zwölf Themenfeldern und den 60 Massnahmen sei anspruchsvoll gewesen, aber grösstenteils umgesetzt worden und zeige eine insgesamt erfreuliche Bilanz. Positiv wurde besonders die Verkehrsbilanz zu den Host Cities und den Stadien bewertet. Die Studie habe gezeigt, dass die vielseitigen Effekte der Grossevents auf die nachhaltige Entwicklung zum grossen Teil konkret bezifferbar seien. Doch auch die nichtquantifizierbaren Werte seien nicht zu unterschätzen, "denn Sport ist in erster Linie geprägt von Emotionen, Leidenschaft und Herzblut und erst dann ein rationales Geschäft (…)."
Die längerfristigen Effekte der EURO 2008 auf die nachhaltige Entwicklung beurteilen die ForscherInnen hingegen als bescheiden. Kritisch bewerten die AutorInnen den geringen Verhandlungsspielraum mit der UEFA respektive der EURO 2008 SA betreffend Marktteilnehmern, die mit der EURO 2008 Geschäfte machen wollten, ohne Sponsoren zu sein. Auf der anderen Seite beklagten sich Eventveranstalter und Clubs darüber, dass es schwieriger geworden sei, Sponsoren zu finden. Der Demokratie würden Grenzen gesetzt, weil gewisse Entscheide dringlich seien. Anderseits sei die Bereitschaft der öffentlichen Hand für Unterstützungsleistungen begrenzt. Die AutorInnen stellen den Organisatoren ein gutes Zeugnis aus: Sie hätten "alles unternommen, die Nutzen möglichst hoch, die Schäden möglichst gering und die Erwartungen moderat zu halten." Die Schweiz habe Mut gefasst und Lust bekommen, gelegentlich sportliche Gross- oder gar Megaevents zu organisieren.
Die AutorInnen warnen aufgrund ihrer Forschungsresultate vor einer Kandidatur für die Olympischen Winterspiele. Diese seien eine Dimension grösser bezüglich Infrastruktur, Budget oder Globalisierung und das Verfahren anspruchsvoll. Besser sei die Konzentration auf kleinere Sport-Grossevents im Bereich von Europa- und Weltmeisterschaften in Sportarten mit einem geeigneten Nährboden sowie wiederkehrende Sport-Grossveranstaltungen.
Hansruedi Müller, Heinz Rütter, Jürg Stettler UEFA EURO 2008TM und Nachhaltigkeit – Erkenntnisse zu Auswirkungen und Einschätzungen in der Schweiz, Wissenschaftlicher Schlussbericht Berner Studien zu Freizeit und Tourismus Nr. 52, Bern 2010, 566 Seiten, ca. 300 Abbildungen, ISBN 978-3-905666-12-0, CHF 78.- (Bestellung: info@fif.unibe.ch, Tel. +41 31 631 37 11)