Die neun Spitzenverbände der deutschen Tourismuswirtschaft (Bundesverbände der Deutschen Tourismuswirtschaft, Deutscher Omnibusunternehmer, mittel­ständischer Reiseuntemehmen, Deutsche Zentrale für Tourismus, Deutscher Bäderverband, Deutscher Fremdenverkehrsverband, Deutscher Hotel‑ und Gaststättenverband, Deutscher Reisebüro‑Verband, Internationaler Bustouristik Verband) unterstreichen in einer im Oktober 1997 gemeinsam verabschiedeten Erklärung die Wichtigkeit von intakter Umwelt und Natur als Grundlage des Tourismus. Angesichts der vielfältigen Chancen und Risiken touristischer Ent­wicklung, der Belastungen für Boden, Meere, Klima und die empfindlichen Öko­systeme, aber auch gegenüber den souveränen Rechten der Bevölkerung in den Zielregionen auf eine selbstbestimmte Tourismusentwicklung und auf die Beteiligung an Planungsprozessen anerkennen die Tourismusverbände ihre besondere Verantwortung, wie es in der Präambel der Umwelterklärung explizit heisst. Mit dem gemeinsam mit den Bundesministerien für Umwelt und für Wirtschaft erar­beiteten 10‑Punkte‑Papier geben sich die Tourismusverantwortlichen eine Leit­linie für ihre Aktivitäten und Bemühungen im Hinblick auf eine nachhaltige Ent­wicklung. Das Leitbild spricht wichtige Konfliktpotentiale touristischer Entwick­lung an und enthält grundlegende Forderungen, wie sie in Zeiten des grimnu’gen Strukturwandels von Branchenseite kaum mehr zu vernehmen sind. Ein Bekennt­nis der Branche mit Pilotfunktion für andere Länder? Oder eine Pflichtübung auf Anregung der Bundesregierung, die zur Einhaltung ihrer Umweltziele, insbeson­dere der Reduktion des C02‑Ausstosses die wichtigen Wirtschaftssektoren zu Selbstverpflichtungen anhält? Wie wirksam die Erklärung ist, wird die Umsetzung zeigen. Denn noch bleiben einige Punkte sehr vage, wie die Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen in ihrem Kommentar zur Erklärung anmerkt. Etwa beim Widerspruch zwischen Wachstumslogik und Nachhaltigkeit, insbesondere wenn es um den Flugverkehr geht, wo Kerosinbesteuerung mit keinem Wort erwähnt wird. Ebensowenig werden andere «Steuer‑Massnalunen» ausffihrlicher benannt, sondern die Klartextklippe elegant‑unverbindlich mit derAmtsterminologie der «marktwirtschaftlichen Instrumente zur Erreichung umweltpolltischer Ziele» um­schifR. Zu bedauern ist, so die Bündnisgrünen weiter, dass die sozialen Folgen des Massentourismus nicht gleichberechtigt in der Erklärung Eingang fanden. Min klares Bekenntnis der Branche zu gesicherten Beschäftigungsverhältnissen, zur Gleichberechtigung der Geschlechter und zu betrieblichen Mitbestimmungs­rechten bei den internationalen Vertragspartnern ist überfällig», hält die Bundes­tagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen in ihrer kritischen Würdigung des umwelt­politischen Branchealeitbildes der Tourismswirtschaft fest.
Quellen: Umwelterklärung der Spitzenverbände und ‑organisationen des deutschen Tourismus, Bonn Oktober 1997, Pressenütteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Bonn 10. 10. 1997; Recherchen des AkT&E/cp