Unternehmen holzen illegal geschützte Wälder ab, schürfen in unbewilligten Minen nach Gold und anderen Mineralien, füllen ihre Schiffe mit illegalem Fischfang, handeln mit Elfenbein oder Sondermüll und betrügen mit Emissionsrechten: Umweltkriminalität ist zu einem Milliardengeschäftszweig angewachsen. Der im Juni erschienene Bericht der Umweltbehörde der Vereinten Nationen (UNEP) und der INTERPOL beziffert den Wert der Umweltkriminalität auf 91-258 Milliarden US Dollar. Zum Vergleich: Der illegale Waffenhandel erreicht Schätzungen zufolge global einen Wert von "lediglich" zwei bis drei Milliarden Dollar. Kein Wunder wächst das Geschäft mit der Umweltkriminalität um fünf bis sieben Prozent jährlich – viel schneller als die Weltwirtschaft.

Zum Beispiel Thailand: Illegale Tourismusresorts

Seit vielen Jahren versuchen die Behörden in Thailand mit dem Tempo dreister Unternehmer Schritt zu halten, die sich Land von Naturschutzgebieten unter den Nagel reissen, um Golfplätze, Resorts und andere touristische Anlagen zu bauen. Im Mai wurden auf Ko Samet Betreiber von 15 Resorts und Anlegestellen angeklagt, für ihre Bauten illegal Wald des Khao Laem Ya-Mu Ko Samet 5.28 Hektaren Naturschutzgebiets gerodet zu haben. Im gleichen Monat untersuchten die Behörden in der Provinz Phuket die Rodung von 320 Hektaren Mangrovenwald für den Bau eines Golfplatzes und einer Crevettenzucht durch die Golden Tiger the Third Co. Ltd., einer Firma, die Läden, Hotels und Residenzanlagen betreibt. Wer gegen die Umweltverbrecher vorgeht, lebt gefährlich. Ende 2014 liess sich der Parkleiter Taywin Meesap versetzen, weil er von bezahlten Killerkommandos bedroht wurde. Im von ihm verwalteten Thap Lan Park hatte er 434 illegale Landnahmen behandelt. Bei 314 der Fälle handelte es sich um Tourismusresorts und Hotelunterkünfte für Reiche. Dass der Job der behördlichen Park- und Marineschützer so gefährlich ist, liegt wohl auch daran, dass beim illgalen Bau von Resorts und anderen touristischen Infrastrukturen nicht nur windige Unternehmer, sondern auch Politiker ihre Hände im Spiel haben, wie im Juni der Justizminister offenlegte.

Die Welt muss handeln

Schwache Regulierungen sowie unterbezahlte und schlecht ausgerüstete Sicherheitskräfte können die internationalen kriminellen Netzwerke und bewaffneten Banden nicht stoppen. Auch wenn deren Geschäftszweig Konflikte finanziert, Ökosysteme verwüstet und Arten zum Aussterben bringt. Die Mittel, die zum Kampf gegen Umweltkriminalität eingesetzt werden, liegen ums Zehntausendfache unter dem Wert, der mit Umweltkriminalität verloren wird.
Achim Steiner, Direktor der UNEP, erklärt: "Die Zunahme der Umweltverbrechen überall auf der Welt ist äusserst besorgniserregend. Die riesigen Geldsummen, die über diese verwerflichen Verbrechen generiert werden, heizen die Destabilisierung ganzer Regionen an und finanzieren kriminelle Banden. Die Welt muss jetzt handeln, um diese wachsende Bedrohung anzugehen, bevor es zu spät ist." Und INTERPOL Generalsekretär Jürgen Stock fügt hinzu: "Die Komplexität dieser Art von Kriminalität verlangt nach einem multisektoriellen Vorgehen und einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. INTERPOL ist entschlossen, weltweit seine Möglichkeiten zu nutzen und gemeinsam mit seinen Mitgliedstaaten gegen die Netzwerke der Umweltkriminalität vorzugehen."