Zwölf europäische Umwelt- und tourismuskritische Organisationen sind am 5. Oktober 2000 an die Kommission und die Mitgliedstaaten der EU gelangt und haben ein 18-seitiges Grundsatzpapier präsentiert, das Perspektiven einer europäischen Strategie für eine nachhaltigen Tourismuspolitik aufzeigt. Bis heute gilt Tourismus in Europa als ausschliesslich lokale Angelegenheit; tourismuspolitische Kompetenzen sind unterhalb der Nationalstaatsebene angesiedelt. Doch lokale Ansätze reichen nicht mehr angesichts der enormen Wachstumsraten im europäischen Tourismus, monieren die Umweltorganisationen. Gemäss Schätzungen der Welt-tourismusorganisation (WTO) soll sich die Zahl der touristischen Ankünfte in Europa bis im Jahre 2020 von 360 auf 720 Millionen verdoppeln. Nur eine gemeinsame, nachhaltige Tourismuspolitik auf europäischer Ebene könne verhindern, dass die Umwelt und Bevölkerung Europas dadurch nachteilig belastet und Europas Tourismusdestinationen mittelfristig in ihrer Existenzgrundlage bedroht werden.
Der Wirtschaftszweig Tourismus hat kaum je an Landes- oder gar Regionalgrenzen haltgemacht: Angebot und Nachfrage umfassen in der Regel mehrere Staaten. Immer mehr Regionen und Gemeinden sind vom Reiseverkehr betroffen, ohne über die Tourismusentwicklung bestimmen zu können oder vom Tourismusgeschäft zu profitieren. Aus diesem Grund fordern die zwölf Nicht-Regierungsorganisationen die Mitgliedsstaaten der EU auf, unverzüglich eine umfassende und gemeinsame Strategie für Tourismus und Nachhaltigkeit zu entwickeln und umzusetzen. Hauptziel einer solchen Strategie müsste es sein, den Personenverkehr vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern, die Ferienzeiten auf europäischer Ebene besser zu koordinieren, Anreize für einen längeren Aufenthalt in den Ferienregionen zu schaffen, die Rahmenbedingungen für die Raumplanung in den Tourismuszielgebieten zu koordinieren sowie motorisierte Freizeitaktivitäten in ökologisch sensiblen und gefährdeten Gebieten europaweit zu verbieten. Mit diesem Vorstoss wollen die Organisationen erreichen, dass der Bereich Tourismus prominenter Bestandteil der EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung wird, welche die EU-Kommission und der EU-Ministerrat im Hinblick auf den Weltgipfel „Rio +10“ im Jahre 2002 entwickeln. /frei

Quellen: „Europe needs a stustainable tourism strategy“, Memorandum an die EU und ihre Mitgliedsstaaten, 5.10.2000; Informationen der Naturfreunde International.

Für weitere Informationen: Manfred Pils, Generalsekretär der Naturfreunde International, Tel.: ++43 1 892 38 77, Fax: ++43 1 812 97 89, e-mail: nfi@nfi.at