
Unberührt und doch vermüllt – geliebt und der Zerstörung geweiht
Basel, 08.09.2014, akte/ Ein Etappensieg: Als erster US-amerikanischer Bundesstaat verbietet Kalifornien den Gebrauch von Einwegplastiktüten in Supermärkten. Dies hat die kalifornische Regierung in einer Abstimmung Ende August mit 22 zu 15 Stimmen beschlossen. Mit dem am 30. September in Kraft tretenden Verbot will die Regierung Kaliforniens zur Müllvermeidung beitragen und gleichzeitig auf die katastrophale Verschmutzung der Meere und Strände durch Plastikmüll aufmerksam machen.
Dass ein solches Gesetz gerade im Golden State entsteht, ist kein Zufall: Kaliforniens 1350 Kilometer Küstenlinie sind spätestens seit dem Song "Surfin› USA" der Beach Boys eine Legende und der Traum der weltweiten Surferszene. Eine Vermüllung der legendären Wellenreitplätze wäre fatal – auch für die Tourismusindustrie. Ein Umdenken ist angebracht.
Kürzlich wurde uns aus Indonesien berichtet, hier sei der Zutritt zum Meer bereits stellenweise durch eine meterdicke treibende Müllbarriere versperrt. Dies ist nicht nur ärgerlich für Reisende, die sich auf weisse Sandstrände mit Kokospalmen gefreut hatten, sondern auch hochgradig bedrohlich für alle, die vom Ökosystem Ozean abhängig sind. Stellen Sie sich vor, Sie leben von der Fischerei und fangen nichts als Plastikmüll! 35’000 Tonnen jährlich landen davon in den Weltmeeren
Und das schwimmende Plastik bedroht nicht nur die Fischerei: Zahlreiche marine Lebensformen haben in ihren Bäuchen vor lauter unverdaulichem Plastik kaum noch Platz für Nahrung. Studien von Umweltschutzorganisationen an verendeten Fischen, Meeressäugern und Seevögeln haben wiederholt aufgezeigt, was die Tiere anstelle von Futter zu sich nehmen: Plastikteile in allen Farben, Formen und Grössen sammeln sich als tödlicher Ballast in ihrem Innern an.
Wer also in Zukunft noch unbeschwert Bade- oder Tauchferien geniessen möchte, sollte die Bedrohung schon heute ernstnehmen und etwas dagegen tun. Machen Sie den Umweltschutz zu einem Teil Ihrer Reiseerfahrung und verzichten Sie auf den Gebrauch von Einwegverpackungen! Diesen und weitere nützliche Tipps zur Abfallvermeidung unterwegs finden Sie hier: www.fairunterwegs.org/Abfall
Bauen was das Zeug hält
Neben vermüllten Stränden und Plastikströmen im Ozean verdirbt auch die Zubetonierung schöner Küstenlandschaften mit Bettenburgen die Reiselust. Noch dazu, wenn die Hotelanlage ihr Abwasser direkt in die Badebucht leitet und lieber den Pool pflegt, anstatt das Meer zu schützen. Ähnlich führt auch die Massenabfertigung an landschaftlichen Sehenswürdigkeiten zu einer stetigen Zerstörung dessen, wofür die TouristInnen eigentlich einst kamen: Wie in Vietnam, wo mit viel Energieaufwand ein Wasserfall künstlich am Leben erhalten wird, der durch den Bau eines Wasserkraftwerks bereits versiegt war. Anstatt zu schützen, was die natürliche Schönheit vieler Destinationen ausmacht, sorgt vielerorts Korruption, Misswirtschaft, fehlendes Know-How und eine gierige Branche für die stetige Zerstörung von Urlaubslandschaften.
Deshalb plädieren wir für landschaftsverträgliches Bauen und die Respektierung der ökologischen und sozialen Tragfähigkeit: Keine Kunstwelten, sondern natürliche Umgebung. Weitsicht statt Meersicht um jeden Preis. Und Rücksicht auf die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung: Kilometerweit verbaute und privatisierte Strände rauben den Menschen vor Ort Lebensgrundlagen.
Verhindern Sie die Verschandelung Ihrer Urlaubsdestination durch kluge Entscheide bei der Buchung und unterwegs: www.fairunterwegs.org/Landschaft