Basel, 16.05.2014, akte/ Neue Forschungsergebnisse von der Leeds Metropolitan University zeigen, dass die Kreuzfahrtunternehmen nicht weit genug gehen mit ihrer sozialen Verantwortung gegenüber der Umwelt, der Gesellschaft und den Destinationen, die sie mit ihren Schiffen anlaufen.
Die Studie, die im April in der Zeitschrift Tourism Management erschien, kommt zum Schluss, dass die Offenlegung der sozialen Wirkung der Kreuzfahrtunternehmen mangelhaft sei, und erstellt eine Rangordnung der Unternehmen aufgrund ihrer Corporate Social Responsibility-Berichte und der Informationen auf den Websites. Damit haben die ForscherInnen den weltweit ersten Nachhaltigkeitsberichteindex für die Kreuzfahrtbranche entwickelt.
Bei 65 Prozent der 80 untersuchten Kreuzfahrtgesellschaften weltweit ist zur sozialen Verantwortung auf der Website nichts zu finden, und Berichte zur unternehmerischen Sozial- und Umweltverantwortung haben nur zwölf Marken publiziert, die zu nur vier internationalen Kreuzfahrtgesellschaften gehören: Carnival Corporation, Royal Caribbean International, TUI und Disney Cruises.

Whitewashing-Vorwurf

Dr. Xavier Font von der Leeds Metropolitan University, der führende Autor der Studie, erklärt: "Die meisten Unternehmen berichten weiche Daten, bringen etwa Aussagen von ihren CEOs, die leicht zu kopieren sind und keine wirkliche Veränderung anzeigen. Am häufigsten berichten Unternehmen über ihre Unternehmensvision und -strategie, ihr Profil und ihre Governance- und Managementsysteme, aber sie versäumen es, wirkliche Leistungsdaten bezüglich vieler wichtger Umwelt- und sozioökonomischer Indikatoren auszuweisen. Berichterstattung über Emissionen, Abwasser, Abfall oder Wasserverbrauch ist das Ergebnis von Öko-Sparstrategien und Regulierungsdruck. Aber nicht eines der 80 Unternehmen berichtet über die Nachhaltigkeit der verbrauchten Ressourcen oder über Massnahmen zum Artenschutz, und nur wenige berichten über positive soziale und wirtschaftliche Wirkungen auf die Destinationen."
Der Bericht unterstreicht, dass von der Kreuzfahrtindustrie mehr getan werden muss betreffend den Umweltauswirkungen von Kreuzfahrtschiffs-Entladungen, da Kreuzfahrtunternehmen in der Regel in sehr wertvollen Küstengewässer- und Meeresökosystemen tätig sind. Einige Tankbeschichtungen enthielten gefährliche Chemikalien, die schädlich für marine Organsimen sein könnten. Die Schädlichkeit von Ballastwasser wurde schon 1970 von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) anerkannt, die auf die negativen Auswirkungen nicht-einheimischer Organismen hinwies, die im Ballastwasser transportiert werden. Seit 2004 gibt es ein Übereinkommen zur Überwachung und Behandlung von Schiffsballastwasser und Sedimenten, aber es ist nicht in Kraft, weil es noch von zu wenigen Staaten unterzeichnet wurde.
Kreuzfahrtschiffe, die den Rechtsvorschriften entsprechen und unter internationaler Rechtssprechung fahren, können immer noch mit Desinfektionsmitteln und Klärschlamm versetztes Abwasser entladen, indem sie Systeme anwenden, die von der Flaggenverwaltung bei einer Entfernung von mehr als drei Meilen von der Küste erlaubt sind. Wollen Kreuzfahrtgesellschaften Umweltverantwortung zeigen, so müssen sie aber verbesserte Systeme benutzen und dies konsistent und nicht nur in Abhängigkeit von der Gerichtsbarkeit, der sie gerade unterstehen.

Die wirtschaftlichen Nachteile überwiegen

Die Studie untersuchte auch die sozioökonomischen Auswirkungen der Kreuzfahrtindustrie. Dabei verwies sie auf frühere Untersuchungen, in denen häufige Verletzungen der Rechte von benachteiligten Gruppen gefunden worden waren, darunter die Aufbürdung von Kosten für medizinische Untersuchungen, Visa, Transport und Verwaltung, mit denen sie die Angestellten der Kreuzfahrtschiffe in unbezahlbar hohe Schulden trieben, was einer Schuldknechtschaft gleichkommt. 
Weiter wurde festgestellt, dass es zu wenig öffentliche Daten gebe, um die Behauptung der Kreuzfahrtbranche zu belegen, sie fördere die Wirtschaft durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und trage zur lokalen Wirtschaft der Destinationen bei. De Facto gelten Billigkreuzfahrtschiffe als unproduktiv angesichts der verursachten Sozial- und Umweltkosten. Zusätzliche Erträge durch die Versorgungsketten sind begrenzt, da die Anforderungen an die Kreuzfahrt komplex sind und die Schiffe grössere vorausberechnete Versorgungsmengen benötigen. Destinationen würden einzig aufgrund wirtschaftlicher Faktoren wie dem Kraftstoffverbrauch gewählt, nicht aufgrund der Auswirkung auf Gemeinschaften. Dies sei an kleinen Destinationen, wo das Verhältnis von Kreuzfahrtpassagieren pro Einwohner hoch ist, besonders gravierend.