Basel, 18.10.2012, akte/
Wie kommt die mission 21 zum PEP-Programm?
Es gab bereits vor der Lancierung des PEP-Programms das Praktikum für Berufsleute in einigen Trägerorganisationen wie der Basler Mission oder der Herrnhuter Mission. Junge Menschen konnten sich so austauschen, andere Realitäten kennenlernen, sich für globale Zusammenhänge interessieren und interkulturelle Kompetenzen erwerben.
Gibt es auch einen Nord-Süd-Austausch?
Damals betrachtete man vor allem den Nord-Süd-Austausch. Beim PEP wollte man für Fachkräfte die Möglichkeit schaffen, sich auf fachlicher Ebene austauschen zu können und einen Projektbeitrag zu leisten. Anhand eines von unseren Partnerorganisationen erstellten Stellenprofils suchen wir die Freiwilligen.
Wie wählt ihr die Menschen aus?
Neben dem fachlichen Aspekt spielen auch die soziale und interkulturelle Kompetenz eine wichtige Rolle, welche im Einsatz erweitert und vertieft werden. PEP ist ein Weiterbildungsprogramm für Fachkräfte aus der Schweiz, die meist zwischen 26 und 30 Jahren alt sind.
Welche interkulturelle Kompetenz hat ein solch junger Mensch?
Die Biografien der jungen Erwachsenen sehen heute anders aus als früher. Viele haben bereits ein Austauschjahr gemacht oder kürzere Einsätze in einem sogenannten Drittweltland geleistet.
Interessierte müssen, zusätzlich zu ihrer Bewerbung auf unser Stelleninserat, einen Bogen mit Fragen zu ihrem persönlichen Hintergrund und den Erfahrungen mit anderen Kulturen, ihrer Motivation und ihren Erwartungen ausfüllen. Zudem fragen wir sie, wie sie mit einem religiösen Umfeld umgehen. Das Bewerbungsgespräch führe ich zusammen mit den jeweiligen Länderverantwortlichen. Wir stellen Fragen, um die Teamfähigkeit und die Frustrationstoleranz zu ermitteln. Ausserdem stellen wir das konkrete Projekt und den erwarteten Einsatz mit seinen Möglichkeiten, Grenzen und möglichen Konfliktfeldern vor.
Sind auch schon Bewerberinnen und Bewerber abgesprungen?
Das hat es schon gegeben. Es ist zudem wichtig, vorher die verschiedenen Erwartungen gut zu klären, ob die Partnerorganisation beispielsweise bereit ist mit einer Frau zu arbeiten oder einer Person mit einem anderen religiösen Hintergrund.
Wie sieht die Vorbereitung der Ausreisenden aus?
Wir setzen sie mit Ehemaligen und aktuellen Freiwilligen in Verbindung. Dann durchlaufen sie eine Vorbereitungswoche in Basel, die wir zweimal jährlich durchführen.
Was ist das Ziel dieser Woche?
Die Freiwilligen sollen sich einmal aus ihrem Alltag ausklinken, um darüber nachzudenken, was ihnen beim Einsatz begegnen könnte. Nach der Abreise in das Projektland sind die engsten Vertrauten erst einmal weg und man muss sich ein neues soziales Netzwerk aufbauen. Es ist auch normal, dass man durch Krisen geht, aus denen die Chance erwächst, dass wir uns verändern. Deshalb geht es im Kurs auch um Stressmanagement und den Umgang mit Krisen und Fremdheitserfahrungen.
Wie wird man auf die andere Kultur vorbereitet?
Für die Vermittlung von Kulturwahrnehmung und interkulturellen Kompetenzen arbeiten wir mit einer ausgewiesenen Expertin. Die Reflexion über die eigene Kultur und Werte spielt eine wichtige Rolle. Weiter werden Übungen mit Fallbeispielen und so genannten kritischen Ereignissen gemacht. Dazu laden wir Personen aus dem entsprechenden Kulturkreis oder frühere Kursteilnehmende ein.
Was gehört noch zur Vorbereitung?
Die Teilnehmenden lernen im Tropeninstitut viel über Gesundheit und Krankheitsprävention. Sie bekommen Einblicke in Geschichte und Gegenwart von mission 21 und werden auch angehalten, über ihre Spiritualität zu sprechen – bei unseren Partnern wird diese schliesslich öffentlich gelebt. Zudem setzen sie sich noch mit den Länderverantwortlichen zusammen und erfahren viel über das Projekt, das Land und ihre Rolle innerhalb des Systems.
Wie werden die Freiwilligen vor Ort begleitet?
Von der Partnerorganisation wird ihnen eine Betreuungsperson zugeteilt. Die Länderverantwortlichen und ich stehen stets in Kontakt zu den PEPs, rufen immer wieder an, und im Notfall gibt es in der Umgebung immer noch reguläre Mitarbeitende von mission 21, die unterstützend eingreifen können.
Ist das nicht ein riesiger Aufwand für so eine kurze Zeit?
Im Kurs lernen wir die künftigen Einsatzleistenden näher kennen und können ein Vertrauen aufbauen. Dies ist wichtig, damit sich die jungen Fachkräfte auch ohne Hemmungen bei uns melden, wenn vor Ort etwas nicht gut läuft.
Wir hatten bei über 100 Einsätzen erst dreimal einen Abbruch. Insgesamt können wir sagen, dass 63% der Einsätze erfolgreich waren, 28% die Erwartungen sogar noch übertrafen und lediglich bei 9% grössere Schwierigkeiten auftraten.
Wie sind die Rückmeldungen der Freiwilligen und Partner?
Die meisten würden sofort wieder einen solchen Einsatz leisten.
Die Partner sind in der Regel sehr offen und schätzen das PEP und den Austausch mit den jungen Fachkräften. Natürlich gibt es auch Konflikte, die wir dann mit den Beteiligten anschauen, gemeinsam zu beheben suchen und unsere Lehren daraus ziehen.
Weshalb dauert bei PEP der Mindesteinsatz sechs Monate?
Es war immer klar, dass unter sechs Monaten kein sinnvoller Einsatz möglich ist. Bis jemand angekommen ist, sich in Umgebung und Partnerorganisation eingelebt hat und eine angemessene Form der Kommunikation gefunden hat, vergehen bereits zwei Monate. Bei weniger als sechs Monaten Einsatz müsste man, kaum funktionsfähig, schon wieder zurück. In der Regel bleiben die Freiwilligen acht bis neun Monate am Einsatzort.
Was tun die Freiwilligen mit ihrer Erfahrung nach ihrer Rückkehr?
Schon während des Einsatzes schreiben sie Artikel und persönliche Rundbriefe. Danach schreiben sie einen Schlussbericht und wir führen ein Auswertungsgespräch. Sie besuchen einen Rückkehrerkurs von eineinhalb Tagen und einen Workshop mit der interkulturellen Trainerin, mit der sie die kritischen Ereignisse besprechen und ihre erworbenen Kompetenzen mit der aktuellen interkulturellen Debatte verknüpfen. Danach werden noch einige von ihnen in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt, zum Beispiel bei Vorträgen in Kirchgemeinden, oder bei der Nacharbeit der Projektarbeit oder helfen, künftige Freiwillige auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Viele halten den Kontakt, indem sie ans jährliche PEP-Treffen oder ans Missionsfest kommen. Und die meisten pflegen mit einzelnen Personen aus dem Einsatzort die Beziehungen weiter.