Urlaub in Entwicklungsländern – 22 Prozent der Deutschen möchten Einheimische treffen
Dass deutsche Urlauberinnen und Urlaubern, die in Entwicklungs- und Schwellenländer reisen (2008 waren es 8,5 Mio. ab 14 Jahren), nicht nur Sonne, Meer und Sehenswürdigkeiten geniessen, sondern auch die Menschen und ihren Alltag kennen lernen möchten, hat der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung bereits mehrfach durch Untersuchungen belegt. So ist die Hälfte der Touristen der Meinung, dass man Entwicklungsländer nur durch Gespräche mit Einheimischen verstehen lernen kann.
In einer soeben vorgelegten repräsentativen Untersuchung ist der Studienkreis der Thematik noch einmal gezielt nachgegangen: Im Rahmen der Reiseanalyse wurden fast 8.000 Bundesbürger nach ihrem Interesse an anspruchsvollen Begegnungsangeboten befragt. Gemeint sind Begegnungen mit Einheimischen auf gleicher Augenhöhe, die von beiden Seiten auf der Basis gemeinsamer Interessen (Beruf, Hobby) gewünscht werden. Der Studienkreis hat sich hierbei an einem Angebot aus der touristischen Praxis orientiert: dem Meet-the-people-Programm in Jamaika, das interessierten ausländischen Besuchern die Möglichkeit bietet, Jamaikaner zu treffen. Das kostenfreie Programm entstand, als der Massentourismus die Insel erreichte und Einheimische wollten, dass Urlauber mehr über Land und Leute erfuhren.
Die Hauptzielsetzung der neuen, in deutsch und englisch vorliegenden Untersuchung besteht darin, Touristikunternehmen in Deutschland sowie Tourismusverantwortlichen in den Destinationen des Südens ein Gefühl für Volumen und Struktur eines Marktsegments zu vermitteln, das in dieser Form kaum wahrgenommen wird und für das es nur wenig entsprechende Angebote gibt – ein "Segment unter der Oberfläche". Erwartungsgemäss ist das Begegnungs-Interesse unter Studienreise-Erfahrenen und Aktiv-Urlaubern am grössten: 43% bzw. 34% sind ansprechbar. Aber auch 25% der Bade- bzw. All-inclusive-Urlauber, die z.B. Ferien in der Türkei oder in Ägypten machen, sind an anspruchsvollen Begegnungsangeboten interessiert.
Im Rahmen der Untersuchung wurden die Begegnungs-Interessierten gefragt, unter welchen Rahmenbedingungen sie sich vorstellen können, Begegnungs-Angebote wahrzunehmen. Dabei ergab sich, dass sich die Mehrheit (67%) eine Begleitung durch andere Personen wünscht, sei es durch Reiseleitung bzw. Dolmetscher (49%) oder durch andere Urlauber (35%). Die meisten wären auch zu einem Kostenbeitrag bereit, nur 37% erwarten kostenlose Begegnungs-Angebote.
Am Beispiel von Ägypten, Mexiko, Südafrika, Thailand und der Türkei beschreibt die Studie Volumen und Struktur von so genannten "Kernzielgruppen" im deutschen Urlaubsreisemarkt für Meet-the-people-Angebote im jeweiligen Land.
Nach Ansicht des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung sind die Ergebnisse eine Ermutigung für all jene, die sich für eine Tourismusentwicklung einsetzen, die interkulturelle Begegnungen in Entwicklungs- und Schwellenländern aktiv fördern will.
Urlaubern bieten solche Begegnungen besonders wertvolle Reiseerfahrungen sowie die Chance, ein besseres Verständnis zu gewinnen für den Alltag der Reiseländer und der dort lebenden Menschen – die umgekehrt auch einen authentischen Einblick in Kultur und Lebensverhältnisse ihrer Gäste bekommen. Destinationen und hiesige Reiseveranstalter hätten die Möglichkeit, durch Begegnungsangebote neue Kunden anzusprechen und die Kundenbindung durch besondere Erlebnisse zu stärken, die aus intensiven Begegnungserfahrungen mit Menschen anderer Kulturen auf Augenhöhe entstehen können.
Die Untersuchung steht in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung und ist zu beziehen bei: Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V.
Kapellenweg 3, D – 82541 Ammerland/Starnberger See, Tel. +49 (0)8177 – 1783
Fax +49 (0)8177 – 1349, www.studienkreis.org/publikationen; Preis: 35.- Euro inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten; Bis 31. März gibt es die Studie auf Englisch gratis zum Download