Urlaub ohne Stress: Alpengemeinden verwöhnen Urlauber, die ohne Auto anreisen
Chauffeur und Taxi warten am Bahnhof, das Sightseeing erfolgt per Pferdekutsche, für den Ausflug kann man E-Bikes leihen: In den Alpine Pearls-Gemeinden ist jeder Gast König. Wer aber per Bahn anreist, bekommt in den 27 auf sanfte Mobilität ausgerichteten Alpenkommunen den ganz großen roten Teppich ausgerollt.
Als der Bürgermeister der kleinen Alpenkommune Werfenweng 1999 verkündete, dass er sein Marketing ganz auf Urlaub ohne Auto umstellt, erntete er Kopfschütteln – zuerst nur im eigenen Land, dann auch im Ausland, wohin er als Gastredner immer häufiger geladen wurde.
Während andere Bürgermeister für den neuen Flughafen oder die direkte Zubringer-Autobahn kämpften, warb Werfenwengs Bürgermeister Peter Brandauer für eine bessere Bahnanbindung, Wandertaxis und eine Elektrotankstelle in der Ortsmitte. Mit Erfolg: Werfenweng hat sich als sanft-mobile Gemeinde ins Gespräch gebracht und ein treues Publikum gefunden, das im Sommer wie im Winter den guten Service genießt.
"Viele Menschen haben kein Auto und sind dankbar dafür, endlich mal in einem Ferienort Urlaub machen zu können, der genau auf ihre Bedürfnisse eingeht", sagt Regine Gwinner, Chefredakteurin des Magazins Verträglich Reisen. "Aber auch viele Autobesitzer schätzen in Zeiten zunehmender Hektik die Entschleunigung, die ein Urlaubsort ohne Autoverkehr verspricht."
Der nächste konsequente Schritt: Ein Zusammenschluss von Alpengemeinden mit ähnlicher Ausrichtung. Denn nicht nur Werfenweng, auch viele andere Urlaubsorte in den Alpen litten unter dem zunehmenden Urlaubsverkehr. Lärm und Stau mindern die Lebensqualität in vielen Alpenorten. Russschwarzer Schnee am Fahrbahnrand, zugeparkte Ortskerne, verlärmte Täler: Viele Bürgermeister und Gemeinden sehen inzwischen, dass es höchste Zeit ist für eine Verkehrswende.
2006 haben sich 17 Alpengemeinden zu den Alpine Pearls, den "Alpinen Perlen" zusammengeschlossen. Sie werben mit Entschleunigung und bringen ihre Gäste per Bahn, Bus, Rad oder gar Pferdekutsche voran. Heute sind es schon 27 Kommunen aus sechs Alpenländern, die sich mit vielen Angeboten rund um eine sanfte Mobilität ein starkes Alleinstellungsmerkmal geschaffen haben.
Auch die, die trotzdem lieber mit dem Auto in die Alpen kommen, profitieren vom besonderen Service: Wenn sie den Autoschlüssel beim Tourismusamt abgeben, dürfen sie die besonderen Serviceleistungen für die autofreien Urlauber ebenfalls kostenfrei nutzen. "Unsere Gäste können so selbst erleben, dass sie ohne Auto mehr Freiheit haben", erklärt Werfenwengs Bürgermeister Peter Brandauer. "Dann lassen sie das Auto vielleicht schon beim nächsten Urlaub zuhause."
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