Das Buch "Bananenfrauen" ist ein sehr persönlicher Rückblick auf die 25-jährige Geschichte einer Pionierbewegung, in der Frauen am Beispiel der Bananen beharrlich für mehr Ge­rechtig­­keit in den Handels­beziehungen zwischen Nord und Süd kämpf(t)en. Doch das Buch ist weit mehr als ein Erfah­rungs­bericht der Mitbegründerin Ursula Brunner, und das nicht zuletzt dank der vielen Stel­lungs­­nahmen anderer WeggefährtInnen und histo­rischer Doku­men­te und Fotos. Das Buch eröffnet verschiedene Zugänge zu einem vielfältigen Prozess: es dokumentiert die Entwicklung einer Pionier­bewegung, macht ein Stück Frauen­geschichte öffentlich und zeigt an zahlreichen Beispielen, wie sich die Frage nach der Gerechtigkeit im Handel immer wieder neu und immer wieder anders stellt. Eindrücklich belegt Brunner die schwierige Entwicklung, die eine Pionierbewegung bei ihrem Wandel zu einer Institution – zuerst zum Verein gebana, dann zur Aktiengesellschaft – durchläuft und verschweigt auch nicht die oft konfliktreiche Beziehung, die zwischen unb­e­zahlten und bezahlten Mitarbe­i­terIn­nen entstehen kann. Die Frauengeschichte handelt vom Mut, den diese Frauen brauch­ten, um Anfang der 70er Jahre den Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen; davon, wie sie in ihrem Engage­ment immer wieder belächelt wurden; und schliesslich auch vom Selbstwert­gefühl, das ihnen im Wege stand, wenn es darum ging, um Anerkennung und um ihre Position im Bereich des Fairen Handels, aber auch innerhalb der gebana zu kämpfen. Doch die "Bananen­frauen" waren weit über die Grenzen der Schweiz hinaus aktiv. Lesend begleiten wir Ursula Brunner auf ihren zahlreichen Reisen zwischen Zentralamerika und der Schweiz: wir erhalten Einblick in die Komplexität des Bananen­handels und erfahren, wie schwierig es in der Praxis oft ist, zu definieren, was ein gerechter Handel wäre. Das Engagement und der Erfolg dieser Frauen macht Mut, konkret zu handeln und anzupacken, auch wenn das Fernziel, der "Ideal­zustand", (noch) nicht realisierbar ist. Das Vorläufige zu wagen – das macht einen Teil des prozessorientierten Ansatzes dieser Bewegung aus.
Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 1999, 206 Seiten, CHF 32.-, ISBN 3-7193-1171-6