Die Ereignisse gehen auf den April 2018 zurück. Am 21. jenes Monats veranstalteten rund 100 Aktivisten der rechtsextremen "Identitären Bewegung" aus verschiedenen Ländern Europas eine Grenzschliessung auf dem Gebirgspass "Col de l’Echelle" in den italienisch-französischen Alpen. Dazu scheuten sie keine Mittel, zwei Helikopter und mehrere Drohnen kamen zum Einsatz. Die Aktivisten konnten ungestört agieren, ohne von der Polizei oder den Behörden behelligt zu werden.

Als Reaktion auf diese Provokation der Rechtsextremen marschierten am Tag darauf rund 200 Menschen vom italienischen Grenzort Claviere über den Pass von Montgenèvre nach Briançon. Unter den Marschierenden befanden sich etwa 20 Teilnehmende mit dunkler Hautfarbe. Die Anklage ging davon aus, dass es sich um illegale MigrantInnen handelte und dass die anderen Marschierenden diese zum Grenzübertritt verleitet hätten. Stichhaltige Beweise dafür fehlen bis heute.

Nach der Ankunft in Briançon verhaftete die Polizei willkürlich drei TeilnehmerInnen des Marsches als "Rädelsführer": Théo Buckmaster, Bastien Stauffer und Eleonora Laterza. Diese wurden elf Tage lang in Untersuchungshaft genommen und wie Schwerverbrecher behandelt. Auf Grund desselben Marsches kam es drei Monate später zu den Festnahmen von Mathieu Burellier, Benoît Ducos, Lisa Malapart und Jean-luc Jalmain. Die vier wurden zusammen mit den zwei Schweizern und der Italienerin wegen des gleichen "Deliktes" angeklagt. Fortan war die Rede von den "7 von Briançon".

Der Grenzpolizei "ein Dorn im Auge"

Die vier Angeklagten aus Frankreich waren der Grenzpolizei bereits ein Dorn im Auge, weil sie regelmässig in die französisch-italienischen Berge gehen, um Flüchtlinge zu retten, die in Bergnot geraten sind. Eine legale Einreise, um einen Asylantrag zu stellen, wird den Flüchtlingen verweigert. Auch die Minderjährigen, die eigentlich Schutz erhalten müssten, werden abgewiesen. Den Flüchtlingen bleibt also nur der gefährliche Weg durchs Gebirge.

Die Polizisten jagen die Flüchtlinge und bringen viele in Lebensgefahr. Das unwegsame Gelände, Kälte und Schnee machen ihnen zu schaffen. Die Ärzte im Spital von Briançon müssen häufig erfrorene Finger und Zehen der Ankommenden amputieren. Anfang Februar dieses Jahres wurde ein junger Mann aus Togo bewusstlos und völlig unterkühlt aufgefunden; er starb kurz darauf im Krankenhaus. Im letzten Jahr sind mindestens drei Menschen umgekommen.

Solidarität ist kein Verbrechen!

Die Menschen, die diesen Flüchtlingen helfen, sollten nicht bestraft, sondern belohnt werden. Solidarität ist kein Verbrechen! Mit der Preisverleihung möchte das Europäische Komitee zur Verteidigung der Flüchtlinge und Gastarbeiterinnen ihnen den Rücken stärken und gleichzeitig die Öffentlichkeit über die unhaltbare Situation der Flüchtlinge aufrütteln.

Die Preisverleihung findet heute auf dem Alpenpass "Col de Montgenèvre" an der französisch-italienischen Grenze statt – fast genau ein Jahr nach dem Marsch. Danach geht es zur feierlich-fröhlichen Zusammenkunft nach Briançon, wo auch die Aufnahmestellen und Treffpunkte für die Geflüchteten besucht werden.