«Ganz Europa für 69 Franken», «Berlin ab Basel für 5 Franken», «Südafrika für sagenhafte 595 Franken» – solche Lockvogelangebote sollen in der Schweiz künftig nicht mehr zulässig sein. Denn unter Berücksichtigung aller Zuschläge für Flughafentaxen, Treibstoff, Hochsaison, Sicherheit oder allein für die Beratung beim Kauf kommen solche Reisen leicht auf ein Mehrfaches zu stehen. Die Werbegepflogenheiten gewisser Reise- und Fluganbieter, vor allem aber die happigen Treibstoffzuschläge der jüngsten Zeit haben das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) bewogen, die Tourismusbranche auf die Einhaltung der Preisbekanntgabeverordnung von 1978 anzumahnen. Diese sieht nämlich vor, dass Firmen den tatsächlich zu bezahlenden Preis in Franken bekannt zu geben haben. Ab Juni 2006 soll nun der effektive Gesamtpreis von Reisen in der Werbung angegeben werden. Wie dies genau auszusehen hat, wurde in den letzten Wochen zwischen Behörden, Tourismusbranche und -verbänden sowie weiteren Stellen in Verhandlungen und einem Vernehmlassungsverfahren ausgemarcht. Welche Interessen dabei obenauf schwingen, lässt sich nur vermuten; der arbeitskreis tourismus & entwicklung wurde gar nicht zur Vernehmlassung eingeladen. Die neue Verordnung soll dieser Tage vom seco publiziert werden. Wie immer diese auch ausfällt, eins ist klar: Die KonsumentInnen haben das Recht auf transparente Preisangaben. Bevor sie definitiv buchen, müssen sie wissen, was die Reise, für die sie sich entschieden haben, unter dem Strich auch effektiv kostet – inklusive aller zusätzlicher Gebühren und Zuschläge. Wichtig ist deshalb letztlich, wie die neue Verordnung umgesetzt wird bzw. ob der Kundschaft in den Verkaufsstellen auch klar ausgeschildert bekannt gemacht wird, welche Gebühren und Zuschläge für welche Leistungen anfallen. Das ist ja wohl das Mindeste. Von der längst geforderten «Kostenwahrheit» im Tourismus ist man damit noch immer Lichtjahre entfernt. /plus

Quellen: www.seco.admin.ch/themen/spezial/wettbewerb/preisbekanntgabe/index.html; Travel Inside 7.4./31.3./17.3./6.1.2006; Schweizer Touristik 24.3./17.3.2006; Basler Zeitung 17.12.2005; SonntagsZeitung 6.11.2005