
Viel Blendwerk, wenig Substanz
Normalerweise gilt ein Nachhaltigkeitsbericht dann als glaubwürdig, wenn die darin behaupteten Nachhaltigkeitsbemühungen so genau und nachvollziehbar wie möglich belegt werden. Doch bei der internationalen Kreuzschifffahrt scheint punkto Nachhaltigkeit immer noch vor allem die Marketingabteilung das Sagen zu haben.
Im jüngsten Nachhaltigkeitsbericht des Kreuzfahrt-Dachverbands CLIA (Cruise Lines International Association) wird einem warm ums Herz ob all der Nachhaltigkeitsbemühungen der Branche, berichtet Skif, die Newsplattform für TouristikerInnen. Die weltweite Handels- und Lobbygruppe der Kreuzfahrgesellschaften spricht darin von Schiffen mit Flüssiggasantrieb, von CO2-Nassabscheidern, konsequenteren Abwasserentsorgungsmethoden, besseren Energieeffizienzsystemen wie LED-Beleuchtung und Solarpanels. In einem Werbe-Video werden Ziele und Leuchtturmprojekte vorgestellt und der Eindruck einer insgesamt nachhaltig wirtschaftenden Branche erweckt.
Bloss: Über den Stand der Zielerreichung ist nichts zu erfahren. Es fehlt jeglicher Ausweis in Form von Zahlen oder Statistiken der ökologischen und sozialen Wirkungen der Kreuzschifffahrt. Wohl gibt es Angaben über globale Umweltstandards, welche die Branche bezüglich Schwefelgas- und CO2-Emissionen in den kommenden Jahrzehnten werden einhalten müssen – aber keine Angaben, wo die Kreuzschifffahrt diesbezüglich heute steht.