Vielfliegerei und Klima: Es braucht andere Regeln und Anreize
Anfang Oktober rüttelte der Weltklimarat mit seinem Sonderbericht zum Klimawandel auf: Die menschgemachten CO2-Emissionen müssten bis 2030 um 45 Prozent zurückgehen, und bis 2050 netto null liegen.
Die Schweiz hat im Klima-Länderrating zur Umsetzung des Pariser Klima-Abkommens zwar den 12. Platz erreicht und liegt damit im vorderen Drittel. Gemäss Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz, ist dies aber eher ein Grund zur Sorge als zur Freude, denn es liege nicht an einer guten Schweizer Klimapolitik, sondern daran, dass die Klimapolitik der meisten anderen Ländern sehr schwach sei. "Insgesamt muss die Schweiz ihre Ambitionen mindestens verdoppeln, wenn sie eine Klimapolitik im Sinne des Pariser Abkommens vorlegen will", so Hofstetter. Die Schweiz verursacht einen Grossteil der Emissionen durch die energieintensiv produzierten Güter, die sie importiert – und die vorwiegend touristische Vielfliegerei der Schweizer Bevölkerung. Gemäss WWF Schweiz verursacht der Flugverkehr in der Schweiz bereits gegen 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, mit stark steigender Tendenz.
Verursacherprinzip auch beim Fliegen
Schweizerinnen und Schweizer fliegen doppelt so viel wie die Menschen in den Nachbarländern. Die Flugtarife werden künstlich tief gehalten, indem der Treibstoff für internationale Flüge komplett steuerbefreit ist und auf Flugtickets keine Mehrwertsteuer erhoben wird. Das führt zu einer Wettbewerbsverzerrung zuungunsten der Bahn, obwohl das Flugzeug das klimaschädlichste Fortbewegungsmittel mit der höchsten Erwärmungswirkung pro transportierter Person ist. Nach Berechnung der Umweltökonomin Renate Schubert von der ETH Zürich wären die Ticketkosten unter Einbezug der Kosten für Gesellschaft und Umwelt mindestens doppelt so hoch wie heute. Der WWF Schweiz fordert daher eine Ticketsteuer, wie sie England, Frankreich, Deutschland und andere europäische Länder schon kennen. Damit liesse sich zumindest ein Teil der Klimakosten vom Verursacher finanzieren. Konsequenterweise müsste dann dieses Verursacherprinzip auch im neuen CO2-Gesetz, dass ab 2020 gelten soll, für alle Sektoren flächendeckend festgeschrieben werden. Grundsätzlich stehen Reisende dieser Forderung wohlwollend gegenüber: Gemäss Umfrage der Schweizerischen Energiestifung (SES) finden 60 Prozent der Befragten in der Schweiz, dass die Steuerbefreiung und Subventionierung des Flugverkehrs abgeschafft gehört und eine Flugticketabgabe eingeführt werden soll.
"Gletscherinitiative"
Eine Lenkungsabgabe pro Flugmeile fordert auch die "Gletscherinitiative". Noch ist diese Initiative erst angedacht, die einerseits den Flugverkehr zurückdämmen und andererseits neue Finanzierungsquellen für die Erhaltung der Gletscher erschliessen will. Denn statt den schwächelnden Tourismus in den Bergkantonen mit TouristInnen aus Asien zu beleben, würde die Vervielfachung der Flugkosten drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Projekt des Glaziologen Felix Haller, das Gletscherwasser in Schnee zurückzuverwandeln, um die Gletscher wieder wachsen zu lassen, könnte finanziert werden, der internationale Flugverkehr und der damit erzeugte Klimawandel liesse sich halbieren, und der Inlandtourismus würde für Gäste aus der Schweiz, aber auch aus Deutschland oder Holland, wieder finanziell attraktiv.
Per Gesetz zu besseren Reisegewohnheiten
Die Topdestinationen, die von SchweizerInnen angeflogen werden, sind London, Amsterdam, Berlin, Paris, Wien, Barcelona, Düsseldorf, Porto und Palma. Die meisten davon wären mit dem Zug bestens erreichbar, selbst der Zeitbedarf ist beim Zug vergleichbar, wenn man bei den Flügen das Check-in, Check-out und die Sicherheitskontrollen hinzurechnet. Der deutsche Mobilitätsforscher Andreas Knie meinte kürzlich gegenüber der "Zeit": "Es kann doch nicht sein, dass wir Plastiktrinkhalme verbieten, aber weiterhin durch Deutschland fliegen. Ich bin dafür, dass diese kurzen Strecken verboten werden." Diese Forderung hat der Baselbieter Grünen-Präsident Bálint Csontos aufgenommen. Er fordert ein generelles Verbot von Kurzflügen innerhalb von Europa. Seine Parteikollegin Aline Trede erklärt gegenüber der "Aargauer Zeitung", das solche Verbote zwar unpopulär seien, aber: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass in ökologischen Anliegen freiwillige Massnahmen fast nie greifen."
Eine nachhaltige und faire Mobilität und Reisekultur
Wir können die politischen Weichenstellungen mit beeinflussen: Durch die Wahl von RegierungsvertreterInnen, die für einen wirksamen Klimaschutz eintreten, durch die Unterstützung von entsprechenden Initiativen – und durch eine nachhaltige und faire Mobilität und Reisekultur.
"Gletscherinitiative"
Eine Lenkungsabgabe pro Flugmeile fordert auch die "Gletscherinitiative". Noch ist diese Initiative erst angedacht, die einerseits den Flugverkehr zurückdämmen und andererseits neue Finanzierungsquellen für die Erhaltung der Gletscher erschliessen will. Denn statt den schwächelnden Tourismus in den Bergkantonen mit TouristInnen aus Asien zu beleben, würde die Vervielfachung der Flugkosten drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Projekt des Glaziologen Felix Haller, das Gletscherwasser in Schnee zurückzuverwandeln, um die Gletscher wieder wachsen zu lassen, könnte finanziert werden, der internationale Flugverkehr und der damit erzeugte Klimawandel liesse sich halbieren, und der Inlandtourismus würde für Gäste aus der Schweiz, aber auch aus Deutschland oder Holland, wieder finanziell attraktiv.
Per Gesetz zu besseren Reisegewohnheiten
Die Topdestinationen, die von SchweizerInnen angeflogen werden, sind London, Amsterdam, Berlin, Paris, Wien, Barcelona, Düsseldorf, Porto und Palma. Die meisten davon wären mit dem Zug bestens erreichbar, selbst der Zeitbedarf ist beim Zug vergleichbar, wenn man bei den Flügen das Check-in, Check-out und die Sicherheitskontrollen hinzurechnet. Der deutsche Mobilitätsforscher Andreas Knie meinte kürzlich gegenüber der "Zeit": "Es kann doch nicht sein, dass wir Plastiktrinkhalme verbieten, aber weiterhin durch Deutschland fliegen. Ich bin dafür, dass diese kurzen Strecken verboten werden." Diese Forderung hat der Baselbieter Grünen-Präsident Bálint Csontos aufgenommen. Er fordert ein generelles Verbot von Kurzflügen innerhalb von Europa. Seine Parteikollegin Aline Trede erklärt gegenüber der "Aargauer Zeitung", das solche Verbote zwar unpopulär seien, aber: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass in ökologischen Anliegen freiwillige Massnahmen fast nie greifen."
Eine nachhaltige und faire Mobilität und Reisekultur
Wir können die politischen Weichenstellungen mit beeinflussen: Durch die Wahl von RegierungsvertreterInnen, die für einen wirksamen Klimaschutz eintreten, durch die Unterstützung von entsprechenden Initiativen – und durch eine nachhaltige und faire Mobilität und Reisekultur.