Vietnam: Widerstand gegen Golfplatz brutal niedergeschlagen
In Kim No, einer Gemeinde nördlich von Hanoi, kam es Mitte Mai 1996 aufgrund eines Golfplatzprojektes der Süd-Koreanischen Daeha Gruppe zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der lokalen Bevölkerung und Armeeangehörigen. Laut BeobachterInnen gingen schätzungsweise 500 Soldaten mit Tränengas, Schildern und Knüppeln gegen die Bevölkerung vor und zerstörten deren Reisfelder. Als sich einige Frauen zur Wehr setzten, wurden sie bewusstlos geschlagen, eine Frau verlor ihr Leben. Die rund 1’500 DorfbewohnerInnen wehren sich seit einigen Monaten gegen den geplanten Golfplatz und haben, angesichts eines Gesamtinvestitionsvolmens von 177 Millionen US-Dollar, die lächerliche Kompensation in der Höhe von 245 US-Dollar für das Land zurückgewiesen. In Vietnam verfügt die Bevölkerung zwar über gewisse Rechte in Bezug auf das von ihr bebaute Land, doch Landeigentümer ist der Staat.
Zur Zeit gibt es in Vietnam fünf Golfplätze; weitere – laut einem taiwanesischen Geschäftsmann rund 50 – sind im Zuge der touristischen Entwicklung geplant. Auch die Schweizer Branchenzeitschrift Travel Inside weist in einem kürzlich erschienen Artikel über Vietnam explizit auf die vorhandenen Möglichkeiten für «angefressene Golfer» hin. VietnamesInnen selber können sich das teure Spiel kaum leisten. Nur gerade zehn Prozent der durchschnittlich 300 GolferInnen, die am Sonntag auf der Driving Range des Golf Vietnam in Thu Duc in der Nähe von Ho Chi Minh Stadt spielen, sind Einheimische.1993 löste die Kritik von Forstingenieuren am Bau des mittlerweile seit einem Jahr bespielbaren Platzes in Thu Duc, für den grosse Teile des neu aufgeforsteten Waldes gerodet werden mussten, eine landesweite Debatte aus. Premierminister Vo Van Kiet drohte im Februar 1994 den KritikerInnen mit Konsequenzen, falls sie sich weiterhin öffentlich gegen die Golfanlage aussprechen würden.
Travel Inside 5.6.1996; New Frontiers May 1996; The Nation 19.5.1996; Bangkok Post 21.5.1996; Dokumentation Golf, Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung 29. 4. 1996/gf