Der Spezialberichterstatter der UN‑Menschenrechtskommission, Yozo Yokota, geht in seinem jüngsten Bericht über die Menschenrechtslage in Burma explizit auf die Zwangsarbeit für touristische Projekte ein, die im Vorfeld des für 1996 geplanten Tourismusjahres realisiert werden. Der anfangs November 1995 der Öffentlichkeit vorgestellte Bericht beruft sich auf AugenzeugInnen und Opfer, die in Zwangsarbeit touristische Infrastrukturen erstellen oder Sehenswürdigkeiten restaurieren mussten. Im Bericht heisst es, dass die Menschen, meist Bäuerinnen und Bauern, nicht nur ihre Arbeitskraft und ‑zeit zur Verfügung stellen müssen ‑wie beispielsweise für die Erstellung des Mong Kwan‑Kraftwerkes südlich von Kengtung, wo sie für 60 Tage im Jahr verpflichtet wurden, die bei der Erwerbsarbeit verloren gingen. Sie müssen zusätzlich auch noch Geld, Werkzeug und Nah­rungsmittel beisteuern, was oftmals Familien dazu zwingt, ihre Kleider und Habe zu verkaufen. In ihrer offiziellen Stellungnahme zum Bericht hält die SLORC‑Re­gierung an ihrer Erklärung fest, es handle sich um eine kulturelle Tradition in Burma, grosse Bauvorhaben in Gemeinschaftsarbeit freiwillig zu erstellen. Solche Taten würden sich positiv auf das mentale und körperliche Wohlergehen der Leute auswirken, und das Volk käme bereits in den Genuss der Früchte seiner Anstrengungen. Dass das Volk zum Bau von Tourismusprojekten gezwungen werde, weisen die Generäle in Rangoon klipp und klar zurück; dafür müssten hochqualifizierte Arbeitskräfte eingesetzt werden.
Interim Report prepared by Mr. Yozo Yokota, Special Rapporteur of the Com­mission on Human Rights on the situation of human right in Myanmar ‑ United Nations 16.10.1995, The Nation 8.11.1995, The Irrawaddy 15.11.95/cp
*Myanmar ist der Name, den die Militärregierung Burma gegeben hat. Die de­mokratische Bewegung Burmas akzeptiert diesen Namenswechsel nicht.